spiels durch die zweite Stimme, mg und fis durchaus nicht als 5 und »4, wie die blosse Zahlenmethode *) lehrt, sondern als der erste nnd 7 te Ton von g anzusehen sind, und der Schüler, gewohnt, 7, 8 als Fortschreitung eines halben Tones zu singen, wird weit weniger Anstoß finden, als wenn er hätte *4, 5 singen müssen. Obiges Beispiel stehe nun nach der Zahlenmethode, ohne Notensystem, ebenfalls hier:
._ 5 --^- 7 -
Lein Heil, 0
4 2 -
- 7 -
1 _ 1 -
J-
Christ,nicht zu ver * scher-zen.
sey wach und nüch-teru
'—7—6-
zum Ge !—5-R4-
:-s—14
bet.
-5-
JJ
Die erste Hälfte der Melodie ist richtig und stimmt mit obiger Bezifferung genau überein. Die zweite Hälfte hingegen: „sey wach und nüchtern rc." wird jeder Kenner als falsch bezeichnet finden, welches noch viel auffallender wird, wenn vollends die begleitende Harmonie hinzu tritt. Dem Schüler wird zugemuthet, einen Satz aus G dur nach den Verhältnissen der 6 dur-Leiter zu singen. Welch ein Widerspruch! Man will ihn glauben machen, er singe am Schluffe die Quinte von C dur, während der volle Stamm-Akkord von O dur mit seiner Terz, Quint und Octave ertönt! Aber wie kann es nach dieser Methode auch anders seyn; es ist ja kein Notensystem da, wo die Zahlen wechseln könnten. (Die weiteren Beispiele s. in dem Abschnitte der Gesanglehre: Bildung der Tonarten.)
Es bleibt eine ausgemachte Sache, daß die Methode nach blossen Zahlen, je weiter man vorwärts schreitet, desto mangelhafter wird, und jene Methode nach Noten, verbunden mit Zahlen, desto erfreulichere Folgen gewährt, wobei am Ende auch die Zahlen entbehrlich werden, und der Schüler ein richtiges, einfaches, durch die Zahl zur deutlichen Anschauung gebrachtes System gewinnt. Die Furcht vor den Noten wird verschwinden, wenn ihm die Lage der 7 Töne so vorgeführt wird)
wie sie die Natur zusammengeftellt hat; daß nämlich ihre Folge 2 ganze und 1 halber, hierauf z ganze und 1 halber sind; wenn ihm begreiflich gemacht wird, er habe es immer mit diesen 7 Tönen, welche die Tonleiter heissen, zu thun, nur rücke man diese Tonleiter bald auf eine höhere oder tiefere Stelle des Notensyftems, so daß das Ganze hiedurch höher oder tiefer, aber doch in den nämlichen Verhältnissen, wie zuvor, klinge. Man lehre ihn von jeder Leiter den Standpunkt des Grundtons, seine Dritte und Fünfte genau kennen, und mache ihn darauf aufmerksam, wie die allgemeinen Ausweichungen in den Choral - und Volksmelodien sich immer nach den Verwandtschaften der Tonarten richten, daß eine Melodie aus ihrer Haupttonart gern in eine solche Leiter übergehe, welche in Hinsicht der Vorzeichnung nur um ein * oder ein b von ihr verschieden sey. Zeigt sich im Laufe einer Melodie, z. B. aus 6, ein » auf dem 4ten Ton 5 , so weiß er alsdann, daß hier ein Ueber-
gang in diejenige Tonart, welche auf den fünften Ton von 6 gebaut ist, nämlich in die verwandte O-Leiter, stattfindet, und
daß fis und g nun als 7ter und Zter Ton anzusehen sind; zeigt sich aber auf dem 7ten Ton h ein b, so weiß er, daß die Melodie in diejenige Tonart, welche auf den 4ten Ton von C gebaut ist, nämlich in die verwandte k'-Leiter, ausweicht, und daß b nicht mehr als 7, sondern als 4ter Ton von der k'-Leiter anzusehen ist; zeigt sich aber ein * oder b auf einem andern Tone, ohne daß dabei eine Ausweichung stattfindet, so ist es ein zufälliges Versetzungszeichen, das nie als 7, sondern als halb anzusehen und zu benennen ist, während die übrigen Töne mir den Zahlen nicht wechseln. Sollte ein Schlußfall in die verwandte Molltonart A geschehen, so klingt der erhöhte Ton gis und das darauf folgende a wie 7 - 8. Der Anfang der Mollleiter, a h c, klingt wie 678, oder wie die Z letzten Töne der 6-Leiter. Doch lerne der Schüler erst die
*) Wollte man zwar (nach neueren Anleitungen) dieß *4 bei Ausweichungen als 7 bezeichnen, hingegen auf 7 wieder 5 folgen lassen, so wurde der Schüler diesen 7ten Ton, worauf der 8te oder der ifte Ton der neuen Leiter doch eben so gut, wie in der e-Leiter folgen muß, nie als einen wesentlichen kennen lernen. Fis verhalt sich aufwärts zu 8 , wie h zu c, oder wie 7 zu 8 , nicht aber wie 7 zu 5. Dieser 7te Ton kann daher nicht einzeln eingeschoben werden, sondern, wenn er sich hören laßt, ist er ein Beweis, daß sckon vor ihm und nach ihm die Melodie in einer andern Leiter sich befindet, woraus folgt, daß die ganze Stelle mit den wahren Ziffern bezeichnet werden muß, wenn der Schüler richtig singen und deutliche Begriffe von der Tonleiter bekommen soll, was nur auf'dem einfachen Notensystem durch den Wechsel der Zahl möglich ist.
