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sie spottweise die „Blauangelaufenen" nannten. Die uniformirten Bürger versahen gemeinsam mit den Franzosen den Wachdienst und keine Frau- zosen-Patrouille durchstreifte die Stadt, der nicht ein Bürgersoldat beigegeben war, um in vorkom- menden' Fällen als Dolmetsch und Vermittler zu dienen.
Das Hauptquartier der „Weißen" war in der Vorstadt Lichtenthal im Gasthause „zum steinernen Löwen." Der Besitzer desselben Leopold Grundreiter hatte Anno 1805 in der Schlacht bei Austerlitz seinen einzigen Sohn verloren und haßte seither die Franzosen mit der ganzen Verbitterung eines alten kinderlosen Mannes. Er kümmerte sich auch nicht mehr viel um sein Wirthsgeschäft, sondern überließ dessen Leitung einem pfiffigen Kellner „aus dem Reiche," wie man damals sagte, und der Schwabe, dessen Elternhaus beim Einrücken der Franzosen niedergebrannt wurde, flüchtete sofort mit seinem Franzosenhafse vom Neckar in die Stadt an der blauen Donau, wo er allmälig zum Hausknechte und Kellner avancirte und jetzt den Kunden des „steinernen Löwen" den ausgezeichneten Wein einschänkte, den sein Herr in den mächtigen Kellern von Nußdorf liegen hatte. Bon weit und breit kamen die Leute zum „steineruen