28 Chemische Charakteristik der Nahrungsmittel.

Eismagazine wo möglich nach Norden und meist in die Erde verlegt werden, also Eiskeller sind. Man gewinnt einen großen Vorsprung, wenn man die Eiskeller von oben durch Baum- oder Gebüschpflanzungen beschattet oder in gleicher Absicht unter Gebäuden anlegt. Ist letzteres nicht der Fall, so müssen sie, um das wärmere Regenwasser abzuhalten, nothwendig überdacht sein. Es ist von hervorragender Wichtigkeit, den Keller mit möglichst compacten, dicken Eisblöcken anzufüllen und keine Zwischenräume in der Eismasse zu lassen. Schnee ist darum wenig geeignet. Beim Einträgen muß das Eis nach allen Seiten von der Mauer durch eine starke Schicht Stroh getrennt werden. Die Eingänge, besonders wenn sie nicht senkrecht, sondern waagrecht angelegt sind, müssen mit Doppelthüren versehen sein, damit die äußere Luft zn keiner Zeit Zutritt in's Innere hat. Es versteht sich ganz von selbst, da die Temperatur der Umgebung immer höher ist, als der Gefrierpunkt, daß stets und unvermeid­lich ein gewisser Theil des Eises durch Schmelzung verloren geht. Meistens ist für die Ableitung des Eiswassers Sorge getragen, obgleich diese Maßregel nicht von Voctheil sein kann, denn dieses Wasser ist kalter (wenigstens 0° C.) als die Luft, die nothwendig seine Stelle ersetzt. Auch entstehen, wenn nicht gehörige Vorsicht bei dieser Wasserableitung getroffen wird, leicht schädliche Luft­strömungen, indem kalte Luft abfließt und warme eindringt. In vielen Eis­kellern pflegt man das Eis einzusalzen; das eingestreute Kochsalz löst sich in dem geschmolzenen Eise, wodurch eine neue Temperaturerniedrigung erzeugt wird, welche aber schwerlich bedeutend genug ist, um die Kosten zu tragen.

Die Neapolitaner beziehen das Eis vom Vesuv; sonst brauchte man viel Schnee in Italien. In Paris werden jährlich gegen 300000 Centner ver­braucht, wovon die große Eisgrube in St. Ouen über/ 3 liefert, zu 7 bis 10 Cen­timen das Pfund. Diese Eisgrube hat 40 Fuß Tiefe und 132 Fuß Durch­messer.

Bei weitem schwunghafter, auch mit mehr Umsicht als irgend sonst wo, wird der Eishandel in Nordamerika betrieben. Er ist daselbst ein überseeischer, der sich nach Westindien, nach Ostindien, neuerdings auch nach England er­streckt. Das Eis, welches gegenwärtig in so großen Quantitäten nach Liver­pool kommt, stammt von einem See, worin sich nur das reinste, trinkbare Wasser befindet. Die Einsammlung beginnt im Winter erst dann, wenn sich eine massive Eisdecke von wenigstens 12 bis 18 Zoll Stärke gebildet hat, welche man mittelst einer besonders construirten Eissäge erst in 2 Fuß breite Streifen, und dann in regelmäßige viereckige Blöcke zerlegt. Diese Regel­mäßigkeit ihrer Form erlaubt das Eis völlig dicht im Schiffsräume auf­zuschichten, wo man es ringsum mit Heu, Lohe oder Sägespähnen umgiebt.