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Chemische Charakteristik der Nahrungsmittel.
strohgelben Ton und.seine vollständige Löslichkeit in kaltem Wasser zu unterscheiden. Unter dem Mikroskop haben die einzelnen Körner ihr Ansehen nicht verändert.
Statt der Salpetersäure ist in gleicher Weise Schwefelsäure und Salzsäure, aber mit weniger Glück, versucht worden. Die Schwefelsäure macht das Leiokom zerfließlich, also schwierig aufzubewahren. Von der Salzsäure behaupten die Herren St. Etienne, in deren Fabrik sie allein angewendet wird, daß das damit erzeugte Gummi nicht so leicht zerfalle oder sich spalte, als das der anderen Methoden. In dieser Fabrik schließt nämlich die eigentliche Darstellung des Gummi's mit dessen Ausbreitung auf Drahttuch, durch welches Dampf geleitet wird. Das Fabrikat ballt sich dabei zusammen und nimmt die Form des arabischen Gummi's -an, ohne sich mit einem großen Ueberschuß von Wasser zu beladen, was das Austrocknen sehr erleichtert.
Gummisyrup. Davon ausgehend, daß das Gummi bei seinen verschiedenen Anwendungen — zum Druck von Seide, Leinen, Baumwolle, Wolle, Papiertapeten; zum Anmachen der Wasserfarben; zum Steifen und Appretiren von Zeugen; zu Verbandzeugen in der Chirurgie; zum sogenannten Glaciren von Karten und Papier; in der Medicin u. s. w. — stets als Auflösung gebraucht wird, haben einige Fabrikanten es vorgezogen, durch Behandeln von Stärkekleister in der Siedhitze durch Säuren (Schwefelsäure) oder Diastase — also auf nassem Wege — unmittelbar eine Gummilösung zu erzeugen. Diese Lösungen enthalten noch neben unveränderter Stärke die Agentien, welche zur Gummibildung dienten. Die Schwefelsäure beseitigt man leicht durch Neutralisiren mit gepulvertem Kalkstein, wodurch sie in Gyps verwandelt wird, von welchem sich die Gummilösung klar abziehen läßt, worauf sie bis zur geeigneten Consistenz abgedampft wird. Die Diastase, oder vielmehr den Malzaufguß abzuscheiden, ist dagegen unmöglich; sie bleibt dem in den Handel kommenden Syrup beigemischt.
Wie man sieht, ist die Fabrikation des Syrups vornweg viel umständlicher, als die des Leiokoms; es steht aber dieser Form des Gummi's theils ein kostspieligerer Transport wegen des großen Wassergehaltes, theils noch eine andere sehr große Schwierigkeit im Wege. Es ist nämlich unmöglich, in der Ausübung den beschriebenen Proceß in den Schranken der Gummibildung zu halten und die Verwandlung eines Theils des Dextrins in Zucker zu verhindern. Diese Beimischung benimmt dem Gummisyrup seine Haltbarkeit, der Zucker — unterstützt durch die Gegenwart von Klebertheilen, die dem Stärkemehl anhängen, oder noch mehr von den Bestandtheilen des Malzauszuges, wenn man solchen benutzt hat — geräth in Gährung mit fauligen Gerüchen begleitet.
Bis jetzt ist also die Darstellung des Stärkegummi's auf trockenem Wege mit Salpetersäure die beste, und liefert ein um so reineres Product, als sich hierbei
