I.

Ankündigung des Erlösers.

Jrrthum und Sünde, Laster, Elend und Noch, Seufzen nach Besserem, nach Erlösung und Gerechtmachung war der Grundzug der bisherigen Geschichte. Die Menschheit hatte eine lange bittere Erfahrung gemacht; die Erfahrung deS Weges, den sie im Anbeginne der Zeit, im Paradiese, angetreten; des WegeS der hoffärtigen Selbstbestimmung und Abwendung von Gottes Wort, Wahrheit und Willen; die Erfahrung der Wissen­schaft des Guten und des Bösen, die sie zu dem gräulichsten Vcrderbniß in Erkenntlich und Wille, zu den gräulichsten Thor- heiten des Unglaubens und Aberglaubens, und zu den gräßlich­sten Lastern und Ausschweifungen der Sinnlichkeit und Lieblosig­keit gebracht hat.Das Schrecklichste unter allem Schrecklichen, sagt der Dichter, ist der Mensch in seinem Wahn." Dies bewieß vornämlich die alte Geschichte. Und die Ueberzeugung, die dadurch hervorgebracht und gewonnen wurde, daß der Mensch aus sich selbst keineswegs im Stande sei, Gott recht zu erkennen und zu verehren; daß Unwissenheit in göttlichen Dingen, Jrrthum und Sünde über ihn herrschen und sein Loos auf Erden bilden, wie sie sogar griechische und römische Weise ausgesprochen haben (Vickeo welioru proboyue, cieteriora seqnor), und noch besser die erleuchteten Israeliten; diese Ueber­zeugung, verbunden mit der Sehnsucht nach etwas Besserem, nach einer Erlösung war die nothwendige Vorbedingniß der Erlösung selbst; die Erlösungs-Fähigkeit nämlich der Menschen, die im Anbeginne der Welt und Zeit noch nicht da war. Denn damals hatte sich das Wesen des menschlichen Geistes noch in Stolz und Sinnlichkeit gegen göttliche Leitung abwendig und