Sechstes Kapitel
O Johannes Huß!
Armer Dominus!
Seufzest Ach und Web'.
Armer Domine!
Wärst Du doch daheim geblieben!
Dein Geleit war falsch geschrieben.
Ob's der Kaiser selbst verspricht.
Hält man's doch dem Ketzer nicht.
Volkslied jener Zeit.
Die Kirchenversammlung zu Costnitz, die größte, die jemals stattgefunden, zeigte sich bereits in ihrem Anbeginn glänzend und prachtvoll, obgleich das Oberhaupt des Reichs, Kaiser Sigismund, noch in Aachen verweilte, wo seine Krönung vor sich gegangen war. Der Antheil, welchen ganz Europa an diesem lang vorbereiteten Conci- lium nahm, war unbeschreiblich und um so natürlicher, als Jedermann von der Nothwendigkeit einer ausgleichenden schiedsrichterlichen Versammlung innig überzeugt war. Die lateinische Kirche, von tiefen Spaltungen zerrissen, zählte, statt eines Statthalters Christi, ihrer Dreie, die einander, von feindlichen Parteien erwählt, erbittert gegenüber standen, und durch ihr Beispiel, wie durch ihren Bann, alle Eide und Pflichten locker machten, Christen gegen Christen aufreizten, und dem Sitten- verfall der Priester müßig zusahen, theils weil sie die Verirrten durch sträfliche Nachsicht für ihre Zwecke zu
