Horaz schmeckt mir, d. h. viele seiner Verse; denn der Mensch selbst mit seiner Kriecherei ist mir ziemlich zuwider. Da ist Jnvenal ein ganz anderer Mann, neben dem der Octavianer wie ein Knabe steht. Es ist vielleicht schwer zu entscheiden, wer von beiden den Anstand und die guten Sitten mehr ins Auge schlägt, ob Horazens Canidia, oder Juvenals Fulvia; es ist aber ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden zum Vor­theil des letzter«. Wo Horaz zweideutig witzelt, oder gar ekelhaft schmutzig wird, sieht man überall, daß es ihm gemüthlich ist, so etwas zu sagen; er gefällt sich darin: bei Juvenal aber ist es reiner, tiefer, moralischer In­grimm. Er beleidigt mehr die Sitten, als jener; aber bei ihm ist mehr Sittlichkeit. Horaz nennt die Sache noch feiner, und kitzelt sich: Juvenal nennt sie, wie sie ist; aber Zorn und Unwille hat den Vers ge m a ch t. *)

Krume, Sputsirrgang nach Syrukus, Vol. I. p. 57.

') Si natura negat, facit iiulignrttio versum, Qualcmcuimjuc potest.

Juvenal /, 79.

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