Allgemeines.

lVaum hat die Natur ihr Schlafgcwand abgelegt, kaum ist hie und da der Schnee geschmolzen, so lacht uns wohlthuendes Grün der Wiesen und Weiden, der Wintersaaten entgegen. Es entledigt sich zwar das aufgebrochene Ackerland früher seiner kal­ten Schneehülle, denn die erwärmte Luft zieht hier leichter in den Boden hinein, aber das frühlingssehnsüchtige Auge weilt nur auf denPlätzen, welche die schöne wohlthuende Hoffnungsfarbe'tragen.

Die ersten Schneeflocken des anschreitenclen Winters treffen auf dürre Zweige, sie haften auf den abgestorbenen, wenn auch noch nicht abgefallenen Blättern der Eichen und Buchen, bedecken die trübgrünen Nadeln der Tannen, Eichten und Kiefern, das ge­öffnete Ackerland, die fahlgelben Stoppelfelder; mit freudigem Grün mischen sie sich nur auf den beraseten Flächen.

Der letzte Wurf der samengefülltcn Hand streuet die Samen von Grasgewächsen aus; den ersten Griff im zeitigen Frühjahr thut der Säemann in die Samen von Gräsern. Gräser also brin­gen uns die ersten Grüsse der erwachenden Natur, mit Grasj>ol- stern bettet sie sich selbst für ihren Winterschlummer; Gräser lie­fern uns das gesegnete tägliche Brot, dem Vieh, das auch wieder uns und hauptsächlich durch Hilfe der Gräser nährt, seinen Lebens­unterhalt. Betreten auch wir das Gebiet der Graspflanzen zuerst: es ist weit und breit, gestattet aber dennoch Blicke in andere Ge­biete und die allgemeinen Verhältnisse der Pflanze überhaupt.

Ein aufmerksamer Beobachter wird auch ohne Anleitung er­kennen, dass das, was man im gemeinen Leben schlechthinGras" benennt, nicht aus Individuen ein und derselben Art zusammen­gesetzt sei. Dem Anfänger würde es allerdings schwer fallen, bei dem Grase, so lange dasselbe nur Blätter zeigt, die in zahllosen

Koluczek, Pflanzenreich.