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ganz thöricht und zweckwidrig scyn; denn irgend- cinmal im Leben muß , doch der Mensch auf sei­nen eignen Füßen stehen, und steh selbstständig bewegen lernen; die Universität ist aber wescnk» lich nicht bloß Anstalt für die Ausbildung des Geistes zu Wissenschaft, sondern auch zur Charakterfestigkeit. Das Einzige, was hier geschehen kann, ist, daß der Studirende, den man hier doch einmal der Gefahr des Ir­rens und den Versuchungen mannichfacher Art aussetzen muß, zugleich so ausgerüstet und vor­bereitet werde, daß er der Prüfung getrost ent­gegen gehen kann, und sich selber helfen lernt. Dicß geschieht vornämlich dadurch, baß Derselbe eine gründliche, also wissenschaftliche Beleh­rung über bas wahre Wesen der Wissenschaft und der Universität, somit richtige Begriffe und Grundsätze über das academische Studium, (die Benutzung der Vorlesungen, die Lcctüre, eigne Arbeiten u. s. w.), so wie über das ganze aka­demische Leben (die gesellige, körperliche, religiöse, politische Ausbildung u. s. w.) erhält. Eine sol­che Belehrung zu geben ist nun der Endzweck und Inhalt der Hodegetik, über welche daher auf allen Universitäten Vorlesungen gehalten zu werden pflegen, oder doch (und zwar von Meh­rern Docenten) gehalten, und von allen Stu- direnden besucht werden sollten, da von den rich­tigen oder unrichtigen Begriffen, die man sich vom Studiren, akademischer Freiheit u. f. w. macht, größtentheils die wahre oder falsche Rich­tung der für das ganze künftige Leben so wich­tigen Universitätsepoche abhängt. Es ist in der That wunderbar, daß man in der neuern Zeit, mit gänzlicher Verkennung der wahren Idee der