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[TEI]
Der Text ist der Partitur entnommen
TWV 1:0763
1. DictumHerr, lehre uns bedencken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. 2. Recitativo (Alto)Es ist ein unumschränckter Schluss: daß alles Fleisch vergehen muß. Auch will der Todt sich an kein Alter kehren! Zu Nain kann es uns der Jüngling lehren, daß selbst der Jugend May verwelcklich sey. in Windeln, ja im Mutterleibe sind wir bereits zum Sterben alt genug. Kein Ort giebt uns Versicherung, daß man dafür verschonet bleibe. Ob Nain schon ein irdisch Paradieß von wegen seiner Anmuth hieß, doch trug man einen Todten raus. Selbst dieses Hauß, wo wir den Dienst des Herrn begehen, heist uns auf Gräbern stehen. Wie solt uns denn das Sterben seltsam seyn, da auch Monarchen, so wie wir, der Todes-Pein sich unterwerffen müssen? Man dencke doch, wie vieler Noth wird man nicht durch den Todt entrissen? Je länger Leben in der Zeit, ie mehr betrübt man Gott durch Sünd und Eitelkeit, ie länger währt die Furcht fürm Sterben, ie später können wir den Himmel erben. 3. Aria (Basso)Der Todt erschrecke, wen er will, mir macht er gar nicht bange. Es ist mein letzter Schritt von hier, der erste zu der Himmels-Thür, wo selbst/ alwo ich Jesu, dich, umfange. Da capo 4. Recitativo (Tenore)Dis tröstet mich in sonderheit, daß, wann die Seele sich von meinem Leibe trennet, sie gleich den Augenblick das Antlitz Gottes kennet, weil der von nun an seelig ist, der in dem Herrn das Leben schliest. Inzwischen ruht der Leib, ohn' all' Empfindlichkeit, im Schooß der kühlen Erde; und wann ich dermahl einst erwachen werde, wird mir nicht anders seyn, als ob ich nur allein ein eintzge Nacht auf einem weichen Bette im sanften Schlaff gelegen hätte. Ach wenn wir dis doch alle glauben wolten. Ach Himmel, wenn wir dich doch offen schauen und einen Blick von dir genießen solten! Wem würde dann noch für dem Sterben grauen? 5. Aria (Soprano)Ich gehe dir getrost entgegen, du bittrer doch auch süßer Todt. Aus deinem kurtz und leichten Leyden entspringt ein Abgrund aller Freuden. Drum will ich mich, auf dein Geboth, dir ruhig in die Arme legen. Da capo 6. ChoralKomm, o Todt, du Schlaffes Bruder, komm und führe mich nur fort; löse meines Schiffleins Ruder, bringe mich in sichern Port; es mag, wer da will, dich scheuen, du kannst mich vielmehr erfreuen; denn durch dich komm ich hinein zu dem schönsten Jesulein. |
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| Reference | Ms. Ff. Mus. 1116 - XVI. post Trinit. / da me, Telemann. [Frankfurt am Main], [1720]. Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, UB Frankfurt am Main: Ms. Ff. Mus. 1116 https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:hebis:30:2-347543 / Public Domain Mark 1.0 |
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