Einzelnummer 10 Pfennig. Weher m Zeitung ftuHricfteflc aal Aarei,euanua>,«er Mdmerstraßr 23 (Ecke). Revattion und GeschästSstelle: Partserstraß« 4 (Fort Mosel). Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage mit der unentgeltlichen illustrierten Beilage „Sountag-blatt"» Bezugspreis vierteljährlich (im Voraus zahlbar) im Gebiete der deutschen Postverwaltung Mark 2.86; mit dem Beiblatt „Metzer humoristische Blätter" Mark 3.40. — Fürs Ausland Mark 7.5,0 bezw. 8.10. Rr. 191.. Metz, Mittwoch den 19. August 1614 Ernencrnug des „Eiscuieu Krenzes" Anläßlich des Krieges Iwt der fiaijct dl« Erneuerung des Ordenszeichcns des „Eisernen Kreuzes" angcordnet. Das Eiserne Kreuz soll ohne Unterschied des Ranges und Stan¬ des an Angehörige des Heeres, der Marine und des Landstur¬ mes. an Mitglieder der freiwilligen Krankenpflege und an sonstige Personen, die eine Dienstverpflichtung mit dem Heere »der der Marine eingehen, oder als Heeres- oder Marinebe¬ amte Verwendung finden, als eine Belohnung auf dem Kriegsschauplätze erworbener Verdienste verliehen werden. Auch solche Personen, die daheim sich Verdienste um das Wohl der deutschen Elreitkräfte uird der feiner Verbündeten «wer¬ den. ffflcn das Kreuz erhalten. Der Orden soll aus zwei Klaf¬ fen und dem Grvtzlkruz bestehen. Die Orvenezetchen und d«r> Band bleiben unverändert, nur ist auf der Vorderfeite unter dem „SB" mit der Krone die Jahreszahl 191-1 angebracht. Sink 10. März 1M3, nm t'ieburtetage der Königin Lutst, pifttle der König Friedrich Wilhelm 3. dos „Eiferne Kreuz" als Orden für Verdienste um das Vaterland im Kampf gegen Fr.'.ükreich. Am 19. Juli ktt7i>. am Tage der französischen Kriegserklaning. trnc-:::ic Kl-nig 1. den Orden im Sinne dc, ersten Stistcrs. Fetzt, zum dritten Male, zieht Deutschland im Zeichen dev ..Eisernen Kreuzes" in den Kampf gegen seine Feinde. Zweimal war der Lieg in diesem Zeichen unser, und Im festen Glauben an den dritten Sieg zieht jetzt D:.:tschlcirdr Lee: ln deu Kumpf. «GnglanL auch Dollseind. (Von unserem Berliner ^-Mitarbeiter.) Mit der vom Bundesrat verfügten Aushebung der im deutlch.'kngljschen Hondclsprooisorium dem Jnselreich zugestan¬ denen zollpolitischen Meistbegünstigung ist ein empfindlicher Schlag geführt. England hatte auf dem Kontinent keinen belferen Abnehmer seiner Waren als da» Deutsche Reich. Jedesmal, wenn im Reichstag die Verlängerung de» auf sweijährig« Gültigkeit bemessenen Provisorium» zur Ent¬ scheidung stand, ist di« überwältigend« Mehrheit der Volks- Vertreter für unveränderte Fortdauer des langjährig bestehen¬ den Zustandes eingetreten. Rur vereinzelte agrarisch Radikale pellte» sich aus den Standpunkt der Slnwendung dev deutschen Grnerottorifs auf die britische Einfuhr. Der schon feit ge¬ raumer Zeit verstorbene alldeutsche Abgeordnete Eros Reoent- low war allerdings der letzte, der diese Auffassung begründete, und zwar in so scharfer Rede, daß der damalige Staatssekretär Eros Pofadowskq sich veranlaßt fah, ihm energisch entgegen, utrete». Run hat England die politische Maske fallen lasten, cn germanischen Gedanken vergewaltigt. Folglich mutzte auch wirtschaftspolitisch die graste Wende sich vollziehen, der beste Festlaiibokundc Englands das Tischtuch zerschneiden, dcsten aus viele Hunderte von Millionen sich belaufenden Warenabsatz die Schranke ausgcrichiet werden. Solange jedenfalls das dcutschseindliche Ministerium Asqutth-Grcy am Ruder ist. kann keine Rede davon sein, dah England die deutsche Meistbegünstigung wieder erhält. Ihm wird es schwerer fallen al» uns, für die Einbuße im Export¬ geschäft Ersatz zu schaffen. Denn wir dürfen wohl der Zu¬ versicht sein, daß uns der amerikanische Markt künftig- bln in erweitertem Umfange offen stehen wird. Es ist viel¬ leicht sogar die Hossnung berechtigt, nach Beendigung de« Kriege» werde zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten der langersehnte Tarifvertrag zustandekommc». Zu erdenklichen Konzesttonrn auf zollpolitifchem Gebiete wür¬ den wir gewiß bereit sein; andererseits erscheint die Erwar¬ tung nicht unberechtigt, der von der Union schon jetzt zuweilen ak« lästig empfundene wirtschaftliche Wettbewerb Kanadas werde der Washingtoner Regierung Geneigtheit zu Entgegen¬ kommen gegenüber den Kommerzinteressen Deutschlands er¬ leichtern. Niemals war ja für die Vereinigten Staaten der Zeitpunkt so günstig und niemals wird er es wohl wieder sein, Dresche zu legen in den weltwirtschaftlichen Dorrechts- anspruch Englands. Es kann sich hier auch nicht in vielen Jahrzehnten von dem Schlage erholen, den es sich jetzt durch eigenes freventliches Verschulden zng^ogen hat, mag das Kttegsgliick auch glimpflich mit ihm umgehen. Die Achtung der gerecht denkenden Kultunvclt hat England, wie zu hoffen, unwiederbringlich verloren. Mgenkalciidtr. Fm folgenden geben wir eine Liste, die der „Slraßb. Post" ein bisher in Brüssel ansässiger Deutscher zur Verfügung ge¬ stellt hat. Sie enthält eine Sammlung von Telegrammen, die in großen holländischen Blättern gestanden haben, wie Tele¬ graf. Nie-uwe Rottcrdamer Handelsblad, Nymeg'fchc Courant usw. Der Gewährsmann bemerkt, datz er jede Bürgschaft über¬ nehme und bereit zu jeden, Nachweis für die Richtigkeit.fei. All« Telegramme beleuchten die Lügenflut. die von der belgl- Mje«, !raniöfH<$«n und «naliscben Prell? in die holländischen Blatter gelenkt worden ist, um Deutschland zu erniedrigen und zu verkleinern. Wir denken, es ist ganz gut wenn man mit der Veröffentlichung dieses Liigenkaleiidcrs solche Dinge niedriger hängt und der Nachwelt ausbewahrt. Deutschland stellt Italien ein Ultimatum. entweder seine Bundespslichten zu ersüllen oder die Kriegserklärung zu er. warten. Tarros, der bekannte Flieger, sieht bei Toul «inen deut¬ schen Zeppelin und stürzt sich aus denselben. Der Zeppelin explodierte: die Insassen tot, auch Harros. Bei Lüttich stürzte sich ein belgischer Flieger aus einen deutschen. Der deutsche wurde durchschnitten und der Belgier — flog weit«. Die Deutschen haben (mehrere Tage nach der Besetzung) die Erotzherzogin von Luxemburg vcrhastet. Ci« wurde später wieder sreigclaffen. Jeden Tag werden 3 bis 4 deutsche Kriegsschiffe in den Grund gebohrt. Heute bet der Dogger-Bank, dann bei Korfu, morgen im Atlantischen Ozean, dann im Mitielmccr oder an der holländischen Küste usw. llntergegangen sind -- D. Bres¬ lau, Gocben, Panther ufw. Die deutsche Flotte zog sich geschiagen und von der eng¬ lischen Flotte verfolgt zurück. Die Engländer verloren nur ein Schiss (Amphion). Die Deutschen verletzen die holländisch« Neutralität. Die Deutschen verletzen die schweizerisch« Neutra¬ lität. Bayern protestiert gegen den Krieg (amtlich). 3. August. Somnin. der Vorsitzende des „Souvenir Franeais", wurde vor dem Einmarsch füsiliert. Jeden Tag erschießen die Deutschen Elsäsicr und Loth¬ ringer. Ans das Gerücht, die Franzosen kommen Über die Grenze, reißen die Elsässer die Crenzpfahle aus und lassen sich in die französische Slimee ausnehmen. Sie begrüßen die Befreiung. Zahlreiche Elsäsicr desertieren täglich zur französischen Armee. Die Deutschen sind bei Lüttich mit ungeheuren Verlusten zurückgeschlagcn und begehren einen Wafsenstiilstond von 2-1 Stunden. Der belgisch« Oberbefehlshaber verweigert ihn. 23 000 Deutsche sind bei Lüttich außer Gefecht gesetzt. (Noch heute Montag. 3 Tage nach der Eroberung Lüttichs): Die Deutschen haben nur die St adt L. besetzt. Sille Forts sind noch in den Händen der Belgier, die sie mit Löwenmut verteidigen. Der cnglifckie Gesandte übermittelt dem König Albert die Glückwünsche König Georgs für den große» Sieg der Belgier bei Lüttich. ' Der französische Gesandt« in Berlin durste an der Grenze nicht früher weiter, bis er die Kosten des Salonwagens (4000 jt) bezahlte. Er musste sich diese Summe bei Mtsahren« den leihen. Die französische Negierung dagegen stellte dem deutschen Gesandten 4 Salonwagen zur freien Verfügung. Die deutsche Negierung bclohiste diese Höflichkeit durch Fest¬ halten dieser Wagen in Berlin. Ein deutscher llntcrosiizter und mehrere Mann desertieren nach Maastricht und erzählen, sie hätten Angst (?) und wollten darum nicht mit. Leutnant Forstner, der Held von Zabern, erzählt« den Einwohnern (bei Lüttich), daß Deutschland erstaunt Über den ungeheuren belgischen Widerstand sei und nicht damit gerechnet hätte. Dadurch wäre der ganze Schlachtplan Deutschlands über den Haufen geworfen. Baron Hirsch aus Paris, der in Nordhcmsen (Deutschland) eine Fabrik besitzt, wurde von den Deutschen erschossen, da er durch drahtlose Telegraphie mit Pari» Nachrichten auv- tauschte. Ein belgischer Pfadfinder von 16 Jahren nahm drei deut¬ sch« Soldaten mit den Waffen und Pferden gefangen und führte sie nach Lüttich. Dir Deutschen gebrauchen di« englische Uniform als Hinter¬ list. DI« Deutsck^n gebrauchen die weihe Fahne, um die Gegner dann niederzuschießen. Von einem preustlschen Regiment blieben nur drei Ossi- zt«re übrig. Das ganze Regiment wurde vernichtet. Eine Eskadron französischer Reiter hat den Rhein erreicht. Die Deiitickien jU6mi R4> »»«st guräif, inbnn fit vor¬ her die Depots in Brand steckten. Deutschland hat hierbei Über 80 000 Tote und 150 Kanonen verloren. Die Bevölkerung be¬ grüßt die Franzosen als Befrei«. Das italienische Schiff Puglia hat 29 österreichisch-ungari¬ sche Kriegsschisse entwaffnet. „Echo de Paris" meldet unterm 0. August, daß in der Nordsee zwei deutsche Kriegsschisse von den Franzosen in Grund gcbohrt wurden. Alt Deuischcicheire in Kclgkcn. De „Köln. Ztg." hatte gestern aus Grund der Berichte aus Belgien gcstohener Deutscher den Verdacht ausg^prochen, daß die scheußlich« Hetz« gegen alle» Deutsch« keine augenblickliche Regung der Dolkswut, sondern planmäßig vorbereitet gewescn sei. Ein deutscher Kaufmann, de, fast 20 Jahre in Brüssel gelobt hat, bestätigt diese Ansicht, ohne von diesem Artikel Kenntnis gehabt zu haben. Er berichtet dem Blatt folgendes: ..Ich spreche Französisch und WaNorrisch wir eln Einge¬ borener und habe mich deshalb, ohne Verdacht zu «rwecken. im Volk umhären können. Teilnehmer an den deutschfeindlichen Kundgebungen haben mir mitgeteilt, datz ihnen für jeden Abend, an dem sie Deutsch« verfolgten und ihr Hab und Gut z«rstört«n. zwei Franken aus- bezahlt würden. Ich konnte nicht feststellen, ob dieser Sold direkt von Rctzsicruwgsorganen oder van Mittelspersonen oder von „patriotischen" Vereinen ausbezahlt wurde. Jedenfalls aber bestand zwischen dem plündernden Mob und der Polizei und Garde civiejue «in geheimes Einverständnis. In fünf Fällen hak ich folgende Taktik beobachtet: Der Pöbel ging einer Slbteilung von Schutzleuten voraus, stürmte das Haus eines Deutschen, zerstörte es vom Keller bis zum Dach und schlug die Einwohner halb oder ganz tot. Wenn das Zer¬ störungswerk fast vollendet war. nahten gemächlich di« Schutz¬ leute. drängten den Pöbel vom Hause ab und redeten ihm mit sanften Worten zu. sich zu beruhigen: daß dos nur geschah, um den Schein zu wahren, geht daraus hervor, daß sie keinen Finger rührten, um Leben und Eigentum der Angegriffenen wirksam zu schützen: sie lachten im Gegenteil zu den cmpörcii- 81 («atfjtinut verbot«».) Der Lückenbüßer. Roman aus der modernen Gesellschaft von Friedrich T h t e m r. Fast unwillkürlich bewegte Inga den Kops. Stellenver¬ mittlungsbureau — wie niederschmetternd das klang. Als wäre sie ein Dienstmädchen! Doch der Rubikon war Überschrit¬ ten, es gab von jetzt ab kein Zurück mehr für st«. „Ich stimme Ihnen bei, Herr Hauptmann." bemühte sie stch mit ruhiger Fassung zu erwidern. „Es dürfte das Rich¬ tigste fein. Ich selbst," — ihre Stimme zitterte ein wenig — „ich bin zu wenig vertraut mit derlei Geschäften, als daß ich „Niemals wurde ich cs zugebcn, daß Sie sich unter den Strom der verschiedenartigen und zum Teil entgleisten ugd zweifelhaften Existenzen mischen, die in solchen Instituten notwendig zusammentressen," siel er ihr rasch und dringlich ins Wort. Das ist nichts für eine Dome von Ihrer Erziehimg. Rein, nein, das überlassen Sie mir — ich vermag ja auch un¬ gefähr zu beruteilen, was für Sie paßt. Ich kann den Antritt Meiner Stellung noch um einige Tage verschieben, diese Zeit kkl Ihnen gewidmet sein. Bin ich im Besitze geeigneter Of¬ ferten. stelle ich Ihnen dieselben zu. und wir sprechen zusam¬ men über deren Wett und Charakter. Dana erst machen Eie Ihren Besuch — nötigenfalls bin ich auch erbötig, Sie zu be¬ gleiten." „O, wie gut von Ihnen," ries Inga, von plötzlicher tiefer Bewegung übermannt. „Lieber Freund, was hatte ich ohne Sie beginnen sollen? Was wäre ich jetzt ohne Eie, ich, unkun« big der Welt und de» Lebens? Ich bin nur zum Genuß der Auge erzogen worden. — ich stand auf der befehlenden, nicht ruf der gehorchenden Seite. Und nun soll «» auf einmal an¬ ders werden — o mein Gott!" Ihre Bangigkeit überwältigte sie brach in Tranen aus und bedeckte die trüben Augen mit weißen Hand. Welch liebreizenden, wundersam bestrickenden Anblick sie hot. al» sie so dasaß. die Arme schwer aus den Tisch gestemmt, mährend die Hand zugleich'auf der Stirn ruhte! Me ein Sinn¬ bild der Schwermut erschien sie. dem Meißel eines gottbegna. deten Bildners entsprossen. Durch das offene Fenster sielen dt« scheidenden Strahlen der Herbstsonne und ließen ihr Herr-, ktches, blondes Haar in goldigem Schimmer erstrahlen — der Hauptmann, vom Zauber ihrer Erscheinung überwältigt, er. Griff in plötzlicher Aufwallung ihre freie Hand. Dt« junge Frau erbleichte bei dem ungestüm«» Druck ftiner Fing« bis in die zarten, auf ihre Stirn herabfallenden Fäden hinaus — da« war ein anderer als Freundesdruck und Mine Hand war heiß. Tödlich erschreckt schaute gr zu ihm auf: welch rin unheimlich«» F,u«r in s>rin«n AugenI Soviel der Lerständigungsmittel sind dem Menschen ja verliehe», daß er selbst mit seiner Berührung die verschiedensten Empfindungen auszudriicken vermag, Mitgefühl. Freundschaft, Gleichgültigkeit, Kälte, Leidenschaft, alles vermag er hineinzulegen in die stumme diskrete Gebärde des Händedrucks, die oft die heilige Eeheimsprache der Liebe bildet und in vielen Fällen den Lie¬ benden zuerst ihre Gefühle für einander verratl Kölling deutete die Verwirrung, welche Inga befiel und die sie, welche die ganze verhängnisvolle Wichtigkeit dieses Moments für ihr künftige» Schicksal «kannte, für di« nächsten Erkunden widerstandslos machte, als ein ihm günstiges Zei. chen. Die liebliche Hand hastig aushebend, preßte er einen heißen Kuß darauf. „Inga, o meine teure Inga, was für ein Tor war ich doch — was für Toren sind wir beide denn gewescn!" Noch immer hemmt« die Bestürzung über die urplötzlich ln dem Benehmen des Hauptmamis elngetreteu« Wandlung jede Regung der Widerstandsfähigkeit der jungen Frau. Schlaff und wie leblos lag ihre Hand in der seinen — der Eindruck der Veränderung war zu jäh und gewaltig, er über¬ raschte sie wie ein Betäubungsmittel, wie dir Berührung mit einem in Chloroform getränkten Tuche. Was war denn nur vorgegangen, daß er —• so unvermit¬ telt —• so ohne Veranlassung? Hatte sie selbst — gewiß nicht — Sie ahnte ja nicht, daß er bereits als ein anderer gekom¬ men war. Notwendigkeit und Selbstzucht hatten die Empfind¬ ungen des Hauptmanns für die junge Frau wahrend der Dauer ihres Verkehr» so eingezügelt, daß «r von der wahren Natur seiner Gefühle lange kein rechte» Bewußtsein hatte. Gr betrog sie selbst mit der Suggestion einer innigen, wunsch¬ losen Freundschaft — ab« mit Besorgnis sah et selb« seine Leidenschaft wachsen und gären. Kaum bezähmte er mehr seine Glut und d« geringste ermutigende Hauch hätte sie wohl in lichten Flammen emporschlagen lassen. Ab« Hauptmann von Kölling dacht« edel und ritterlich, und wenn auch schlie߬ lich di« Kraft einer allmächttgen Liebe ibn vom Recht der Lieb« überzeugt hatt«, so war doch sein« Scheu und Ehrfurcht von Ingas natürlicher Hoheit so groß, datz er nicht di» geringste Annäherung gewagt Hab« würde. Er wußte ja nicht, wie e» tu thr aussah. Manchmal stieg ein Schimm« von Hoffnung in ihm auf, ab« et bekämpfte ihn sogleich selbst wieder; er konnte Inga Caltttz und wußte, daß die gningst« vertrauen» Verletzung da» zwischen beiden bestehende Fr«undschast»ver- hälttri» für immer zerstört hätte. Sie war so stolz, so unsagbar stolz! Und al» gar ihr Gatte di« Bitte, fein Hau» zu meiden, an ihn richtete, da hatte « bei sich selber den Abgrund er- könnt, dem er zuftrebte. Der Verdacht. dem ti sie, die Reine und Hochdenkende, aussetzte, trieb ihm das Blut in die Wangen wie eigene Schmach — er entschloß sich zur unverzüglichen Abreise nicht allein, um Ingas Ehre vor jeder bestanden Mißdeutung zu befreien, sondern mehr noch um seiner selbst willen: er fühlte, er könne nicht länger diesen Zustand zurück- gedrängter Leidenschaft ertragen — er wollte eine weite Ent¬ fernung zwischen sich und di« Heißgeliebte setzen und hoffte von der dauernden Trennung di« Heilung sein« Herzenswunde. Er war jo kein schwärmerischer Jüngling mehr! Da empfing er am Morgen ihre Karte, und das Dunkel, das seine Seele umgab, leuchtete mit einem Schlage in hellem, flammendem Lichte auf! Inga hatte ihren Galten verlassen — Das konnte nur geschehen sein, weil sie ihn liebte, ihn, und um seinetwillen alle Fesseln zu brechen, alle Schranken nicderzurctßcn sich entschlossen hatte! Warum wäre sie sonst gerade nach Dresden gekommen? Me ein Zaub«land stieg die Aussicht auf Glück vor ihm a«f — die Verhältnisse waren ja so ganz anders geworden! Der ermutigende Hauch, der da, gedämpfte Feuer feiner Glut emporlodcrn machen konnte, war von ihr ausgegangen. Rein, kein Hauch, ein Windstoß war es gewesen, und mit dem hoch- aufzllngelnden Brand weckte « all« Gedanken und Wünsche, jedes schwer niedergekämpste Verlangen, jede bereits be¬ grabene Hoffnung! Kaum konnte er es erwarten, datz er ihr gegenüberstand — er matte sich in glühenden Farben den Augenblick des Wiedersehens. Ausgebreitete Arme würden einander sich entgegensticckcil — in hochaufloderndn Leidenschaft würde sie sich an seine Brust w«fen und ausrusen: Ich bin Dein, Ee- liebt«, ich habe mich frei gemacht, um Dein zu sein! Wi« er indessen das kleine Hotelzimmer betrat, verließen ihn Mut und Kraft — konnte er denn wissen, ob er sich nicht täuschte? In v«haltener, gedämpfter, scheinbar ruhiger Form vollzog sich die Begrüßung, das Bekenntnis ihr« Lage. Ab- surd, ja widersinnig, erschien ihm ihr Vorhaben, als Dienende anderer ihren Unterhalt zu gewinnen, und als Tränen au» den schönen, stolzen Augen stufen. da brach feine zur Raserei entfachte Leidenschaft den mühsam «richteten Damm. „Ja. ich war »in Wahnsinniger. Inga." rief er wie be¬ rauscht von d« neuen Hoffnung. „Einen solchen Besitz, mir sich« schon, aus äußeren Bedenken fahren zu lassen! Aber ich war mir meiner Liebe noch nicht recht bewußt, und das Gefühl falsch« Standesehra war zu machtvoll in mir. Als es zu spat war, wi« bitter habe ich meine Torheit bereut! Aber Gott hat alle» gewendet — Sie haben der inneren Notwendigkeit Gehör gegeben und spotten dar Lästerung und Erbärmlichkeit der Welt — und ich — ich kann Ihnen eine sichere und aus- stchtsreiche Zukunft bieten. Meine Stellung wird glänzend» Anzeigen: die einfache Prtttzrile rs Pfg. Reklamen: blr Petitzelle ln Textbreite 50 Pfg. XXXXTY. Jahrgang. den Echändlichkeitcn. G.'bildctes Publikum hat sich, soweit tch gesehen habe, an den häßlichen Ausschreitungen nicht tätlich beteiligt, wohl aber habe ich mehrere Male die Beobachtung gemacht, daß Leute der besseren Klaffen die Horde der Plün> fcetcr ans die Wohnungen von Deutschen aufmerksam machten." Zu welchen, Ungeheuerlichkeiten sich die tendenziSse De- rtchcrstattung im Ausland verstetgt. dafür ein weiteres Bei¬ spiel: Nach der Einnahme der Festung Lüttich tünch unser« tapferen Truppen «schien in Brüssel an allen Straßenecken und Lttfaßseulen folgender Anschlag: Revolution in Deutschland! Italien und die Schweiz haben Deutschland den Krieg «llärtl Große Schlacht bei Lüttich! 60 020 Deutsche gefallen, <0000 gefangen! Die deutsch« Armee in voller Flucht über die Grenze! Die belgische Armee hat nur 308 Tot«! Mehr kann kein Mensch verlangen. Zu den belgischen Schandtaten. Wie weit der Meuchelmord aus belgischem btet gegangen ist. das erfährt man erschütternd aus einer Todesanzeige rn der „Krcuzzettung", welche lautet: ,,D« Allmächtige hat unseren lieben Bruder Arnim von Kltitzvw. Hauptmam! und Kompagniechcf, und seine treueste Gattin Helen von Klützow, geb. Honer von Rotenheim, heimgerusen. Er starb den Heldentod, sie wurde aus dem Wege zv dem gefallenen Gatten in Feindesland d as O p s e t f c i * ger Meuchelmörder. Im Namen der Familie von Klüyow-Dedelow. Kandlinrm-Aufruf. Durch Allerhöchste Verordnung Seiner Äkajcftät der Kai» ftrs und Königs ist in Verfolg des Gesetzes dctrcssend Arn- derungen der Svchrpsttcht vom 11. Februar (g 22) die Kuffi!c'i.’rttf des Landsturms !. Aufgebots zum Schutze aufcrcs bedrohten Vatcrlairdes besohlen. Demgemäß werden: sämtliche unausgebildete Angehörigen des Landsturms ersten Aufgebots ausgernfen und haben sich unter Vorzeigung ihrer etwaigen Alilitürpapirre sofort bet der OrtebcHörde ihres klusenthaltsortes zur Landsturmrolle unzumelben. Sttcht bctrossen werden die wegrn körperlicher und geistiger Gebrechen als dauernd untauglich Ausgemusterten. Es ist nicht zu erwarten, daß alle Airfgenisi.::« sofort f„:t Einstellung gelangen. Es wird daher darauf daß di« Landsturmpslichtigen nicht voreiltzi ihre r '''hi!;;cn oder ihre Beruse ausgeben oder daß ihnur bcüp Sachen ^iuer Stelle nicht unnÜttge Tchwtt'rigkeiien gemacht wrrd-'N. Befreit von der Gestellungsvfttcht sind: Die Beamten der Kreisdirektioneu, die Bürgermeister, die zur Zeit im Dienst befindlichen Gemcindeschreiber der Gemein¬ den unter 8600 Einwohner. Die zur Zeit im Dienst bejii-dlt- chen Ortspolizeibeamten. Di« zur Zeit im Dienst befindlichen Vorstände folgend« gemeindlicher Anstalten und Einrich¬ tungen: Gemeindekasse, Friedhossamt, Arbeitsamt, Daupolizciamt, Wohnungsamt. Lerficherungsamt, Standesamt. Ferner di« zur Zeit tm Dienst befindlichen tcchuisll>cn Be¬ amten und gelernten Arbeiter folgender gemeindlicher Anstal¬ ten und Einrichtungen: Bainnnt. Wasserwark, Straßenbau, Straßeininicrhaltung. Aanalssationsbcrrieb. Das fest angestellte Personal des städltfck>«n Abfuhr- und Strahenreiuiftungswcsens, der Schlacht, und Diehhöfe, des Hafenbetriebev. des Feld- fchuhdienstes, ferner das ständige Persmrol der städtischen organisterlen Fucrwehren. Das zur Zeit im Dienst befind¬ liche ständige Personal der Irren- und Sicchenanstulten, Epitalverwaltungen, der Armenverwaltungen, der städti- f«hen Oktroioerwallung, der Eparlosse. Die Apotheken» licsitzer. Die Geistlichen beider Konseisioncn. Die Rent¬ amtmänner. Die Rentmeister. Die Kasseninspcltoren. Die Eteuerkommlssare. Die Regierungssekretäre bei der Bcr- lchrsstouervcrwaltung, bei der Direktion der direkten Stenern, bei der Londcshauptkasse und bei der Staats« dcpositenvcnvaltung. Die Oberförster, die Reviersörster, sein, als ich gehofft — Doktor Mohr wird, wie ich ihn kenne, d« Scheidung kein Hindernis in den Weg legen — o Inga " Bon neuem führt« « ihre Hand an seine Lippen, aber mit einem zornigen Ruck zog sic die junge Frau aus der seinen ^ im nächsten Augenblick stand sie ihm stolz und gerüstet gegen¬ über. „Herr Hauptmann." ries sie mit dem alten stolzen Blitzen ihrer großen Augen, „besinnen Cie sich, wer und bei wem Sie sind!" „Gerade weil ich mich daraus besinne, Inga," hauchte er mit glühendem Atem und funkelnden Blicken, „gerade deshalb stießt mir der Mund Über von dem, was mein Herz schon lange bis zum äußersten Rand erfüllte! O, zu lange haben wir mit einander gespielt. Inga, — es war Frevel, die Komödie sorb- zusctzcnl Sowie ich nur Ihr« Karte las, verstand ich Sie, vnstand ich den Schritt, den Sie getan — ick —" „Halten Eie ein," unterbrach sie ihn schnell, und ein Aus¬ druck von Würde begegnete den» sengenden Strahl seiner Augen, der ihn betroffen zurückfahren ließ. „Lassen Sie mich einen Irrtum bcrlchttgen. zu dem ich — so Gott will — durch mein Verhalten kein« Veranlassung gegeben habe. El« haben meinem Schritt, meiner Bitte an Sie ein« falsche Deutung ge¬ geben. Meine Empfindungen für Sie sind nicht dle von Ihnen vorausgesetzten." Taumelnd faßte er die Lehne des Stuhles, aus dem et gefcffett. »Inga — das ist uninöglich —" „Ich leugne nicht, daß die Selbsttäuschung in mir be» Pond, als Sie sich mir zuerst wieder näherten. Ich wälinl« mich unglücklich, meine Ehe war mir verhaßter Zwang, weil sie mich genötigt hatte, aus der gesellschastlichen Sphäre, in der ich groß geworden, herauszutreten. Ich schien aus einmal in der Ächtung aller derjenigen, die mich früher verhätschelt, gesunken. Außerdem empfand ich eine Art Genugtuung bei Ihrer Wie¬ derkehr. Eie hatten mich verschmäht, mein Stolz war schwer verletzt worden. Ich redete mir ei», datz auch mein Herz emp. ftndltch berührt worden sei. Aber es war wohl in der Haupt¬ sache der gekränkte Mädchcnstolz und die Freude darüber, daß nicht unwürdige Beweggrund« zu ihrem Handeln geführt hat¬ ten. Cie standen in meinen Augen gerechtfertigt da, Sic bv- warben sich um meine Freundschaft. Sic kehrten gewisser¬ maßen reuevoll zurück. Und ich bedurfte so nötig eines Her¬ zens in meiner geistigen Einsamkeit! Ich triumphierte, endlich eine Seele zu finden, die mit mir sympathisierte, die mich vci» stand, die mich mit dn Sphäre, der ich entrückt, wieder ver¬ knüpfte —" »Inga, Eie töten mich! Sie müssen doch wahrgenommen haben —" Eottlebmig fgtstO. |