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Autorrechre Vorbehalten.

D i e Schuld der Väter.

Roman

von

E. H. v. Dedenroth.

(Fortsetzung.)

(Nachdruck verboten.)

err Graf," antwortete Wieneck mit lächeln- der Miene, die seltsam mit der Erregung seines Opfers kontrastirte,Sie errathen nicht, was ich meine? Ihr Herr Vater fühlte sich veranlaßt, für die Hinterlasse- neu des Ermordeten besondere Sorge zu tragen, er ward der Wohlthäter derselben. Als Sie den Sohn der Frau v. Borken zum Richtplatze führten, da wußte es die Dame nicht, daß Sie der Sohn des Präsidenten v. Gottel seien, Sie führten den Namen Forbeck, andernfalls hätte dieselbe Sie gewiß an alte Beziehungen bei ihrer Bitte um Verzögerung der Exekution erinnert. Frau v. Borken kann aber viel eher annehmen, daß Sie gewußt, welches Unglück schon auf ihr lastete, als daß Sie voraussetzen dürfen, die Dame trage Ihnen einen persönlichen Groll deshalb nach, weil Sie Ihre Pflicht nicht verletzen gewollt. Ich habe es ihr heute gesagt, daß Sie der Sohn des Präsidenten v. Gottel sind, sie wußte das nicht, sie macht Ihnen den Vorwurf, durch ungenügende Beaufsichtigung Ihres Knaben es möglich gemacht zu haben, daß überhaupt eine so peinliche Scene stattfand."

Der Oberst war unfähig, einen klaren Gedanken' zu fassen, es mußten ja die Gefühle, die seine Brust durchtobten, die verschiedensten Empfindungen in ihm durcheinander jagen. Er sah es, daß Wieneck eine Antwort erwartete und das verwirrte ihn noch mehr, er fühlte ja, wie befremdend seine Erregung selbst für einen Arglosen sein mußte.

Herr Oberst," nahm Wieneck ihm zu Hilfe kommend nochmals das Wort,

Sie haben jetzt die Erklärung, weshalb ich, ohne Ihnen zu nahe zu treten, sa­gen durfte, Sie hätten Unrecht. Frau v. Borken ist eine Dame, ist Wittwe, sie hat schweres Unglück erlitten, alles das mußte schon ausreichen, Sie zu über­zeugen, daß von jener Seite an keine Herausforderung gedacht war. Frau v. Borken hat mir überdem noch die Versicherung gegeben, daß sie eine solche Absicht nicht gehabt, und da war ich so dreist, ihr zu versprechen, die Sache zu arrangiren. Ich lebte in der Ueber-

1884

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zeuguug, daß ein ritterlicher Herr wie Sie, Herr Oberst, gern bereit sein würden, eine Dame um Ver­zeihung zu bitten, die durch Ihren Sohn belästigt worden ist und die nur Ihr schroffes Auftreten ver- anlaßte, ebenso zu antworten. Eine höfliche Ent­schuldigung an die Frau v. Borken, und deren Sobn wird gewiß um so eher von seiner Klage abstehen, als Sie ja, wie er wohl nicht erwartet, Ihren Knaben strenge bestraft haben."

Und Sie glauben, daß die Dame nicht mehr for­dert, daß damit Alles abgemacht ist?" fragte Forbeck. Dann hätte ich mich freilich sehr, sehr in den Leuten getäuscht."

Ich kann das versichern, Herr Graf."

Der Oberst holte Athem.Ich habe mich nie ge­scheut, ein Unrecht einzugestehen," sagte er.Ich hatte

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Claire v. ©Hinter.

Nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb. (S. 79.)

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mir eine andere Vorstellung von den Leuten gemacht und habe es daher auch unterlassen, mich ihnen als Nachbar vorzustellen. Man soll mir aber nicht nach­sagen, daß ich unhöflich gegen eine Dame bin. Ich werde an Frau v. Borken schreiben."

Wieneck konnte triumphiren. Man sah es dem Obersten noch jetzt an, wie schwer es ihm wurde, über die goldene Brücke der Nachgiebigkeit zu gehen, die ihm Wieneck gebaut hatte.

Herr Oberst," sagte der Geheimrath, sich vernei­gend,es zeugt von schlechtem Geschmack, Jemand eine Artigkeit itig Gesicht zu sagen, oft ist es auch eine dreiste Anmaßung, aber auf die Gefahr hin, mir beide Vorwürfe zuzuziehen, wage ich es doch, Ihnen zu sagen, daß eine solche Handlungsweise Ihnen die Hochachtung selbst Ihrer Gegner erwerben muß."

Forbeck reichte Wieneck seine Hand. Lieber Herr Geheimrath," versetzte er, ich habe mehr Ursache als Sie, ein Kompliment auszusprechen. Sie haben sich mir als Mann von wahrhaft ritter­lichen Grundsätzen, unbefangenem Urtheil und Scharfblick gezeigt, Sie haben mir freimüthig einen Beweis wahrer Freund­schaft gegeben, ich hege keinen größeren Wunsch, als die Bande solcher Freund­schaft für die Dauer zu knüpfen."

Wieneck verneigte sich immer von Neuem. Er fühlte sich stolz und ge­schmeichelt, aber er war auch anderer­seits eine zu vorsichtige, glatte Natur, um selbst in solchen Momenten etwas zu sagen, wodurch er sich für die Zu­kunft die Freiheit der Entschließungen schmälerte.

X , .Herr Graf," begann er, um das

Thema zu ändern,ich habe Sie schon allzu lange aufgehalten, aber ich möchte nicht gehen, ehe ich weiß, ob das Ur­theil des Arztes, den zu rufen Sie ge- nöthigt waren, Sie vollständig beruhigt hat."

Gott sei Dank, ja," antwortete For­beck, dem die Gelegenheit nicht unwill­kommen war, sich auch über diese An­gelegenheit auszusprechen. ZMein jüngster Sohn ist leider eine so verstockte Natur, daß ich die nöthigen Strafen immer von Neuem verschärfen muß. Ich hatte ihn im Keller angebunden, damit sein Ge­schrei bei der Züchtigung die Nerven meiner Frau nicht alterire, der Bube weiß, daß seine Mutter das Schreien nicht vertragen kann und er heult da­her schon, ehe er einen Schlag erhalten. Durch irgend einen unglücklichen Zufall ist der Fuß des Knaben wahrscheinlich zwischen die Latten des Verschlages ge- rathen, bei den heftigen Bewegungen, die er während der Züchtigung gemacht, hat dann wohl eine Verrenkung des

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