JllustrirteS Panorama.

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SSiericv Band.

Ceßcu der Ijetftgen Theresia.

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Dle heilige Theresia.

Am Ufer der Adara in Castilien, wo die Mandel­bäume ihre köstlichen Blüthen entfalten, und die Na­tur sich mit ihren herrlichsteir Reizen schmückt, wo ewi­ger Sommer die reichgesegnete» Fluren mit prächtigen Farben bekleidet, liegt Avila, die Stadt der alten Paläste, welche in ihrem grotesken Styl an die vor­christliche Zeit Spaniens, an die Herrschaft der Mauren aus dein Stamm der Abassiden erinnern. Noch ist manch Bauwerk aus der Sarazenenzeit erhalten, noch erinnert Sevilla, die Metropole Alt-Castilieus, noch zeugt der Lowenhos der Alhambra mit seiner großarti­gen Ornamentik, mit seinen zierlichen Caseaden und Fontaine» von längst verschwundener Kunst, mit froin- mer Pietät conservirt durch die nachfolgende christliche Generation.

Vor etwa dreihundert Jahren lebte zu Avila in sei­nem stattlichen Palaste, aber zurückgezogen von der Welt, Don Alonzo Sanchez, einer der vornehmsten und reichsten Granden Spaniens. Er leitete nüt Um-

Hekt xv.

sicht und Weisheit die Erziehung seiner Kinder und legte schon zeitig in ihre empsänglichen Seelen die Keime des Guten und Edlen. Wie die Saat, so die Erndte!

Don Alonzo's Kinder entfalteten sich zu der Eltern Freude und namentlich Theresia, deren sprühender Geist und tiefe Religiosität sich schon früh verrieth, versprach den Ruhm des alten edlen Hauses zu ver­erben. Alle Fibern dieser kleinen Feuerseele vibrirten, hörte sie die Legenden der Heiligen und die erhabenen Lepren des Christcnthums. Sie war noch ein zartes Kind, kaum sieben Jahre alt, als sie den Plan faßte, zu den Ungläubigen zu wandern und das Martyrium für Christum zu dulden. So begab sie sich denn in Be­gleitung ihres jüngeren Bruders R odri g o auf die Reise.

Der klare Himmel Alt - Eastiliens blickte freund­lich auf die üppigen Fluren nieder, sich spiegelnd in den tiefblauen Wellen der Adara. Hispania's glühende Sonne erschloß die rosigen Blüthen der Mandclbänme

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