täte dürfen uniti leinen Umflünden geöffnet werden. Und«- mannte Fahrzeuge sind ebenso zu durchsuchen. ZivilLehörden machen umgehend der nächsten Militärbehörde und telegra­phisch dem Gouvernement von dem Befunde Mitteilung. Ge­fundene Schriften. Karten, photographische Apparate oder Ausnahmen usw. sind sofort der nächsten Militärbehörde abzu- llefern.

i) Die unbefugte Annäherung an Eisenbahnen,' Telegra­phen, Fernsprech- und Staatsstromleitungen. elektrisch« Kraftwerke, Gas- und Wasserwerke, Brücken, Schleusen sowie sonstige Berkehrekunstbauten außerhalb der öffent­lichen Wege.

lc) Jeden Schiff»-, Boots- und Fährverkehr auf der Mosel, einschließlich des Kanals von Jouy-aux-Arches nach Metz, der Seill« und der Nied.

Die Gemeinden sind dafür verantwortlich, daß oll« Sckifssfahrzeuge auf der Mosel und dem Moselkanal von der Grenze Lei Novöant bis zu Len Moselbrücken bei Ar» ln den Kanal östlich Ar» zwischen Olgy und der Mündung der Orn« nach oberstrom der Fähre bei Olgy gebracht werden. Auf der Seille sind alle Kähne zwischen Cheminot und Pomirrt- rieuz bi» unterstrom der Eijenbahnbrlicke bei Coin an der Eeille zu'Lringen.

Aus der französischen Nied sind Kähne zwischen Tour» celles a. d. Nied und Tennfchen nach Pange zu schaffen.

Die Ausführung überwacht auf der Mosel der Wasserbau­inspektor. im übrigen der Meliorations-Bauinsprktor Metz. Die Kähne sind von dem Bürgermeisteramt von Ars, Malroy, Coin a. d. Eeille oder Pange zu übernehmen.

1) Jeden unterirdischen Verkehr über die Grenze.

Wo Stollen über die Grenze führen, haben die Werklet- * kungen hiervon sofort dem nächsten militärischen Befehlshaber und dem Kaiserlichen Bergmeister Meldung zu erstatten, den Stollen diesseits der Grenze gründlich zu versetzen und etwaige private Fernsprechanlagen zu unterbrechen. Der Bergmeistrr hat die Ausführung dieser Arbeiten zu überwachen.

6. Bestimmungen über die Regelung des Post-, Tele­graphen- und Fernsprechverkehrs wird die Post bekannt machen.

7. All« Gemeinden haben für ausreichende Beleuch­tung der öffentlichen Straßen in allen geschloffen be­bauten Ortsteile di« ganze Nacht hindurch Sorge zu tragen.

8. Die Gemeinden werden innerhalb ihre« Banne» abgesehen von pekuniärer Haftbarkeit für entstandenen Schaden nach Krtegagebrauch dafür verantwortlich gemacht, daß die vor­stehenden Anordnungen befolgt werden, daß keine Stö­rungen irgendwelcher Art (besonders Beschädigungen an Eisenbahnen, Telegraphen. Kunststratzen, Brücken, Kanälen und sonstigen Berkehrsmittein). Zusammen­rottungen oder Angriffe auf Personen und Eigentum Vorkommen und daß sich keine fremden Personen heim­lich verborgen halten.

Metz, 31. Juli 1814.

Der Gouverneur.

Wie au» der obigen Bekanntmachung ersichtlich ist, wird der Presse die Verpflichtung auferlegt, alle Mit- ieUingcK über Truppenbewegungen, Transporte von Truppen »der Kriegsmaterial mit der Bahn, auf Flüssen oder Kanälen, über Befestigungsarbeiten oder sonstige militärische Maß­nahmen z» unterlasse». E» ist selbstverständlich, daß in diesen ernsten Stunden der Presse nicht wie in Frlrdenszeitcn ge­stattet werden kann, über alles zu berichten, was ihr gutdünkt, da selbst die unscheinbarste Nachricht geeignet sein kann einer fremden Macht Orientierungsmaterial zu liefern. Die» muß unter allen Umständen verhütet werden. Unsere Leser werden es auch verstehen, wenn aus guten Gründen in der ersten Zeit das Nachrichtenmaterial recht spärlich zur Derössentlichung kommt. 8» park bk»« K-tinh iroenbmrirfr** Beun­

ruhigung odr, Schlußfolgerungen Anlaß geben. Auch hierin

wird me Bürgerschaft gebeten, Ruhe uckd Besonnenheit «alten zu lassen.

Da» Lebe, in »er Stadt

war. natürlich im Laus« Le» gestrigen Nachmittage» und am Abend ein sehr reges. Große Menfchenmasien durchzogen pro­menierend di« Straßen in der Erwartung irgend etwa» Neues zu erfahren oder zu sehen. Biele gingen auch zur Bahn um Anverwandte und Bekannte au» der ..Sommerfrische» zu­rück zu erwarten, andere wieder um Metz per Bahn zu ver­lassen. Geradezu imponiert war die große Ruhe, die überall beobachtet werden konnte. Do gab es kein Hasten und kopfloses Ueberstürzen, keine angsterfüllten Gesichter waren zu sehen, nirgends herrscht« Ratlosigkeit. E» handelte jeder Einzelne zielbwußtl

In den Wirtslokalen, namentlich in den Taf^s herrschte reges Leben. Di« Kapellen spielten national« Weisen und dir Gäste sangen sie mit und spendeten begeisterten Bei­fall. Bon 10 Uhr ab wurden keine Getränke mehr verabsolgt, da nach der Anordnung des Gouvernements die Wirtschaften von 10 Uhr ab zu schließen haben. Auch dieser Ver­fügung wurde bereitwilligst Folge geleistet. Doch die Men­schenmenge hatte noch nicht das Bedürfnis sich nach Hause zu­rückzuziehen und benutzte die laue Sommernacht zu Spazier­gängen. die bis nach Mitternacht ausgedehnt wurden. Zuwei­len vernahm man dann noch auf den Straßen den Gesang vaterländischer Lieder, der von begeisterten Gruppen ange- stimmt wurden, doch dann trat die altgewohnte Nachtruhe ein.

Jlit die Beuöikeruitg des Bezirks des XVI. Armeekorps.

Seine Majestät der Kaiser hat das Reichegebiet in Kriegs­zustand erklärt. Für dies« Maßregel ist nicht etwa die Be­sorgnis. daß die Bevölkerung die vaterländisch« Haltung werde vermisien losten, maßgebend gewesen, sondern es haben nur Gründe de» raschen und gleichmäßigen Durchführung aller Notwendigen militärischen Maßnahmen daz» geführt.

Die Schnelligkeit und Sicherheit der Durchführung nnserer Maßnahme» erfordert einheitliche nn» zielbewoßte Leltnng der gesnmte» »»llziehenden Gewalt. Wen« dnrch dl» ErNä» rung de« Kriegrznstande» die Gesetz« »erschürft »erden, s» mied dadurch niemand, »er da» Gesetz beachtet »ad de» «nardnnn- ge« der Behörde« Folg« leistet, t« seine» Tn« «nd Wirken beschrankt. Ich vertraue, datz die gesamt« Bevölkerung alle Militär- und Zivilbehörden frendig und röckhaltvlos unter­stütze« und un» damit di« Erfüllung unserer hohen »aterldn- dischen Pflichten erleichter» wird.

Metz, den 1. August 191s.

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VIII,

König Ludwig XVIII., welcher am 2. Mai 1814 ln St. Dueit sein Regierungsprogramm bekannt gegeben hatte, forderte acht Tage spater das französische Doll aus, die direkten und indirekten Steuern in dem von seinem königlichen Bruder festgesetzten Umfange zu entrichten: doch suchte er auch, alsbald nach Reformen, um den bedeuteichen Verwaltung»- apparat einzuschranken und vereinigt« zunächst einmal die bis­

her getrennten Verwaltungen der^Zölrt und steuern zu c;.irr Behörde.

Die einschneidendsten Maßnahmen aber betrafen die Heereoreorgantsatton. Sie begannen mit der Ein­setzung eine» Kriegsrate», dem mit Anderen die Marschälle Ney und Kellermann Hngshörten. Dann folgte zunächst die Umänderung de» stehenden Heere». Diese» zählte unter Napo­leon 1. 190 Linienregimenter, von denen seit den russischen NiLderlogen etwa 40 vollständig eingegangen waren, 37 leichte Infanterie-, 15 Tirailleur-, 15 Voltigeur- und 2 Flankeur- Regimenter. Durch Ordonnanz vom 12. Mai 1814 setzte der König den Stand derselben auf 90 Jnsanterie- und 15 leichte Infanterie-Regimenter fest, deren Zusammenstellung unter Uebernahme der bisherigen Truppenteile vor sich ging. Jedes Regiment zu 3 Bataillonen mit je v Kompagnien sollte 67 Offi­ziere. 1322 Man», die Gesamtzahl dieser Infanterie 144795 -Mann betragen, mit der Maßgabe jedoch, daß davon mindestens ein Viertel beurlaubt sein sollte. Die 99 Regimenter napoleo- nischer Reiterei auch unter diesen waren währeich der Kriege 1t gänzlich verschwunden wurden in 56 Reiterregimenter mit einer Gesamtstärke von 36037 Mann umgowandelt: die Artil­lerie wurde in 8 fahrende. 4 reitende' Regimenter. 1 Pon­tonierbataillon, 12 Artilleriekompagnien und 4 Eskadron» Artillerietrain mit zusammen 1219 Offizieren. 14 356 Mann und 424 Beamten oi»geteilt und dem über diese Truppe ge­setzten Generalstabr außerdem noch 8 Regimentsschulen. 1 An- wärterschüle, 8 Zeughäuser. 3 Gießereien und 7 Waffcnsabriken unterstellt. In Metz wurden von diesen Instituten je eine Regimentsschule, ein Zeughaus, die Aiuoärterschule und die Leitung der Gefchoßgießerelen untergcbracht. Der Genie in einer Stärke von 4824 Mann bestand aus 3 Regimentern Sap­peure und Mineure, je einer Arbeiter- und Traintompagni«, einer Anwärter- und 3 Regimcntsschuien. Es war zu erwarten, daß der König sich und seinen nächsten Angehörigen neue Leib­truppen zulcgen würde: diese erhielten in Erinnerung an die von Ludwig XIV. gegründete Leibwache und die von dieser erwiesene» Dienste den Namen Garde» du Torps. Diejenige des Königs bestand aus 6 Kompagnien, deren erste die einstige Bezeichnung als schottische Kompagnie wieder bekam, unter Zu­teilung je einer Artillerieabteilung. Ihr« Stärk« bezifferte sich aus 4500 SJlannr Die Gardisten das Mindestmaß sollte 5 Fuß 0 Zoll (= 1,78 Meter) betragen standen im Leut­nantsrange. der Unterleutnant tn demjenigen eines Stabs- offtziers. der Gardeleutnant bekleidete den Rang des Generals. Noch ander« militärische Veränderungen wurden getrossen. auf die hier des Näheren nicht eingegangen werden kann. Erwäh­nenswert aber ist, was mit der napoleonischen alten Garde vorgenommen wurde. Di« zu dieser gehörigen Truppenteile kamen zwar zur Auflösung, aber es wurden aus ihnen neue Regimenter geschaffen, 2 Infanterie- und 4 Reiterregimenter mit der Bezeichnung als Königliche Korps der Grenadier«, der Jäger zu Fuß. der KÜrastiere, der Dragoner, der Jäger zu Pferde bzw. der Chevau*legcrs*lanciers Frankreichs. Ferner wurden gebildet je ein« 100 Mann starke Torgarden- und eine Schweizer-Kompagnie.

Am 30 .Mai wurde ..Im Namen der allerheiUgsten und untrennbaren Dreieinigkeit" der Friedensvertrag oder richtiger die Berträge vollzogen, denn der Abschluß erfolgt« zwar auf völlig übereinstimmender Grundlage und zu gleicher Stunde, aber doch zwischen jedem der größeren kriegführenden Staaten und Frankreich gesondert. Solche vertrage kamen zum Abschlüsse mit Oesterreich. Rußland. Großbritannien und Preu­ßen. Für letzte«» Staat «me» bevollmächtigt der Kanzler Frhr. v. Hardenberg und der Staatssekretär Frhr. v. Humboldt. Die Einleitung zu den Verträgen enthält rin fast peinlich genau geführte» Berzelchni» der Ordensauszeichnungen der Bevoll­mächtigten. Es ist daraus ersichtlich, daß beide preußischen Staatsmänner Ritter de» Roten Adlerordens, des Eisernen Kreuze» und des rustischen St. Annenorden» waren, daß der Kanzler außerdem Ritter des Schwarzen Adlerordens und einer Reihe anderer Dekorationen war, daß aber auch der französische Staatsminifter und Bevollmächtigte Talleyrand-Pvrigord, Prinz von Benevent neben französischen, österreichischen, russischen Orden auch di« preußischen Schwarzen und Roten Adlerorden befaß.

. Aus dem Inhalte diese« ersten Pariser Friedens ist zu entnehmen, das Königreich Frankreich die Integrität feiner Grenzen, wie solche am 1. Januar 1702 bestanden hatten, nicht nur bewahrte, sondern außerdem noch bestimmte Eebietsvcr-

meyrungeu erhielt. '4>:m MiU.au^jmment ward als Grenztj die Linie Perl-Fremersdorf und die Kantoneinfastung von Tholey zugewiesen. im Saargebiete verblieben die Kanton» Saarbrücken und Et. Arnual und eines Teiles desjenigen voß Lebach an Frankreich, ebenso die Festung Landau mit Teilen der Departements Donnersberg und Riederrhein, um diesen ln Deutschland isolierten Punkt an das französische Gebiet anzu­schließen. Am Rhein bildete der Talweg unter Berücksichtigung des Jnfellbesitzes wie zur Zeit des Lmrtviller. Friedens di» Grenze. Weiter wurde vereinbart, daß die Rheinfchiffahrt frei sein, die Grundsätze aber für die Erhebung der Rhelnzölle det Beratung auf dem kommenden Kongreß in Wien oorbehalteit bleiben sollten. Die Unabhängigkeit der deutschen Staaten und die Bereinigung derselben durch ein Bundnoerhältnis wurde anerkannt. In einem Zusatzartikel zum Vertrage mit Preußen ward noch ausdrücklich stipuliert, daß sowohl die Friedens« vertrüge zu Bafel vom 5. April 1792, zu Tilsit vom 9. Juli 1807, als auch die Paris» Konventionen vom 20. September 1808 und alle sonstigen Vereinbarungen null und nichtig seien, und daß außerdem alle gegen französische Staatsangehörige in» preußischen Dienste von Frankreich aus ergangenen Dekrete und Urteil« ohne Folgen bleiben.

Drei Tage nach dein Friedensschluß wandte sich König Friedrich Wilhelm JII, in zwei Orders an das preußische Voll und fein Heer. Letzterem rief er zu: ..Kriegerl Ihr habt »vein Vertrauen, des Vaterlandes Erwartungen nicht getäuscht. Fünfzehn Hauptschlachten, beinahe tägliche Gefechte, viele mit Sturm genommene Städte, viele eroberte feste Plätze in Deutsch- land, Holland. Frankreich bezeichnen euren Weg von der Oder bis zur Seine, und keine Gceuellat hat ihn besleckt. Nehmt meine Zufriedenheit und des Vaterlandes Dank. Ihr habt seine Unabhängigkeit erkämpft, seine Ehre bewährt, seine» Frieden begründet. Ihr seid des Namens würdig, den Ihr führtl" Und dem Prcußcnoolke teilte der König mit, daß der Krieg durch Gottes Hilfe und der Bundesgenosten treuen Bei« stand glücklich beendigt sei durch die Kraft, den Mut, die Aus­dauer, die Entbehrung, die jeder, der Preuße sich nennt, m diesem schweren Kampfe bewiesen habe. Groß waren die An­strengungen und Opfer, aber errungen sei. was errungen werd:n sollte. Mit Ruhm gekrönt stehe Preußen vor Mit- und Nach' weit da selbständig durch bewiesene Kraft, bewährt im Glück und Unglück.

Allenthalben herrschte größter Jubel über das nun erreichte Ergebnis. In London, wohin sich im Gefolge seines Königs auch Feldmarschall Blücher am 5. Juni 1814 begab, stiegen die Wogen der Begeisterung besonders hoch. War v cr Held schon vorher in Boulogne gefeiert worden, daß ertaub von allen Kanonendonner und beynah gestört von allen Ehrenbezeugun­gen". so wurde er in Englandbeynahe zerrissen". An seine Gattin schrieb er, der tags zuvor zum Fürsten von Wahlstart ernannt worden war, am 0. Juni:Man hat mich di« Pferd« außgefpannt, und mich getragen, so bin ich nach London ge­kommen. wider meinen willen bin ich vor den Regenten sein schloß gebracht, von ihm den Regenten bin ich Empfangen wi« ich es nicht beschreiben kann, er hink mich am dunkelblauen bande sein Portrait, waß sehr Reich mit brillianten besetzt ivahr um den Halß und sagte glauben sie daß sie keinen t«u«rn Freund uf Erden haben, wie mich.... daß voll trägt mich us henden, ich darsf mich mcht sehen lasten, so machen sie ein ge« schrey «nd sind gleich 10000 zusammen, in mondirung darsf ich gar nicht erscheinen."

Rach dem Borbilde seiner Ahnen gestaltet« König Ludwig den neuen Staats rat, der sich aus den Prinzen königlichen Geblütes, dem Kanzler, den StaatsfÄretären. StaatsministerN, Etaatsräten und Requetenmeistern (Vortragenden Räten) zu» fammensehte. Durch Kabinettsorder vom 1. Juli ward mit der Leitung der artilleristischen Werke in Metz und Mozrtre» der Generalinspekteur des Geschützwesens Graf Danthouard be­auftragt. Diejenigen Gemeinden in Frankreich, denen Napoleon die bourbonische Anklänge oder Erinnerungen tragenden Namen geändert hatte, bekamen durch Ordonnanz vom 8. Juli ihre früheren Benennungen zurück. Auch wurden die durch Dekret vom 19. Februar 1806 eingesetzten Festlage des hl. Napoleon und der Wiederherstellung des Kultus, der Erinnerungstag an die Krönung Napoleons und die Schlacht bei Austerlitz als durch ihren Gegenstand der Religion und Franlrelch fremd abge­schafft. In Metz erhielten in der Folgezeit der Ansterlitzplatz, der Napoleonsplatz und andere wieder ihre früheren Bezeich­nungen als Jakobsplatz, Place d'Armes usw.

Auf der Gmser Kurpromenade

a» 13. Juli 1876.

In diesen Tagen kriegerischer Hochspannung ist die gründ­liche historische Arbeit über di«Genesis der Emser Depesche", die Richard Fester in Fortsetzungen in derDeutschen Rund­schau" veröffentlicht, doppelt anziehend. Im neuesten und letz­ten Abschnitte kommt Fester zu der htstorischen Brunnenszene von Eme am 13. Juli. Auf Grund seiner sorgfältigen chrono­logischen Untersuchungen baut er die einzelnen Vorgänge des denkwürdigen Tages, die jetzt als zeitgemäße Erinnerung wir­ken. folgendermaßen auf: .Mir sehen beim Aufrollen des Bor­hange» am Morgen des 13. Juli da» gewohnt« Bild. Der König bewegt sich zwanglos mitten unter den Badegästen, unter denen auch Benedetti bemerkt wird, im Gespräche mit seinem Bruder Prinz Albrecht, in einiger Entfernung gefolgt von dem Flügeladjutanten Prinz Anton Radziwill, Graf Lehndorfs, dem Wsjw »^Kleist und Hauptmann v. Chappuls. Da überbringt ihm Abrten ^aS-llllt der Reunuhrpoft eingelaufene Extrablatt derKölner Zeitung^'-dlw ihm soeben der Badeinspektor Reoi- sionsrat Baumann gegeben W. Schwarz auf Weiß sieht Wil­helm die Bestätigung, daß aller>mch,Wunsch gegangen ist. Part, hat den Verzicht schon am 12. Juli um' 3.Uhr mittags gekannt. Die Rente ist dort gestiegen undman hackt den Frieden für gesichert". Der Berzicht hat seine Wirkung getan, und der Be­weis. daß die preußische Regierung nicht» mit der Sache zu tun hatte, kann als erbracht gelten. Paris und alle Welt..wissen, was Wilhelm selbst offiziell erst in einigen Stunden l'«ch Etranz erfahren wird. Da» muß sich auch Benedetti sagen, wenn er da» Extrablatt liest. Der König läßt e» ihm daher durch Radziwill bringen. Benedetti bringt e» dem Adjutanten zurück, und als der König an ihn di« Frage richtet, was er dazu sage, bricht er die Gelegenheit vom Zaun, sich de» Gra- montschen Austrages zu entledigen. Zunächst weist er darauf hin. daß ihm die Nachricht nicht neu sel. schon seit gestern abend «iss« er, daß Olözaga der französischen Regierung den von Karl Anton im Namen des Erbprinzen ausgesprochenen Berzicht mit- geteilt habe: diese Erklärung sei jedoch fährt er fort für fein« Negierung wertlos, wenn der König nicht garantiere, daß die Kandidatur später nicht wieder aufgenommen werde. Wil­helm ist im höchsten Maß« betroffen, datz die französische Regie­rung mit einerneuen und unerwarteten" Forderung heraus- rücke, ehe er selbst aus Sigmaringen überhaupt eine Antwort habe. Benedetti aber läßt nicht los.J'ai vivement in,Irrt" heißt es tn seinem Telegramm,er wnrde immer dringender und fast impertinent" in Wilhelms Brief an Augufta, und auch das Billet an Abeken läßt den Botschafter sein Verlangenaus zuletzt sehr zudringliche Art" stellen. Nicht nur der Gedanke an Gramonts strikten Befehl muß Benedetti in diesem Augenblick beherrscht haben. Noch weiß er nicht, daß in zwei Stunden statt Bismarcks Eulenburg in Ems eintrcsfen wird und sucht, ehe das gefürchtete neue Bataillon in die Schlachtordnung rückt, keinen Vorteil sogar auf Kröten der höfischen Formen wahr- ;nn«hmen. Denn anders läßt es sich eigentlich nicht verstehen.

daß der fönst so peinlich korrekte Diplomat sich nicht begnügt, den ausweichenden Hinweis des Monarchen auf die noch aus­stehende Sigmaringer Antwort einstweilen respektvoll zur Kenntnis zu nehmen, sondern sich die Frage erlaubt, welch«» Bescheid der König geben wird, wenn die Nachrichten aus Sig- martngen die Anzeige Olozegas bestätigen. Wilhelm aber macht dem peinliche» Auftritt ein Ende, indem ersehr ent­schieden", wie er an Augusta, .zuletzt etwas ernst", wi« er an Abeken schreibt, di« Earantieforderung zurttckweist, nicht ohne vorher noch auf das Absurde eine» Versprechens hinzuweisen, das ihn unter Umständen nötigen würde, dem Kaiser entgegen- zutreten, wenn es Napoleon selbst elnfiebe. dl« Kandidatur wieder auszunehmen.

Das alles vollzieht sich an der Lahn, unmittelbar am Kur­haus. da. wo heute der GebeittfUin steht, mitten unter dem neugierig herandrängenden Badepublikum, das Prinz Albrecht und die genannten Offiziere zurückzuhalten suchen, ohne daß die Menge der Zeugen mehr von dem Vorfall begreift, als was sie mit Augen sieht: die erregte Unterhaltung, den kurzen Derab- fchiedungsgruß des Königs und das eilige Verschwinden Wil­helms und Benedetti» von der Promenade. Gedankenleser hat es am 13. Juli in Ems nicht einmal unter dem nichkemgeweih- ten Gefolge des Königs gegeben. Sogar das Militärkabinett steht ganz unter dem Eindruck« der Pariser Meldung derKöln. Ztg." und nimmt, wie Albedyll schreibt, die unterbrochene Friedensarbeit wieder auf. Bon der Sicherung ver Festung Mainz vor plötzlichem Ueberfall ist nicht mehr die Rede, und die Offizier« wagen es wieder, an die für den 3. August ge- pka^teLnihüllung des Denkmals Frichrlch Wilhelm» III. im

Lustgartest henken.

Während der König noch mit Benedetti sprach, saß Abeken bereits Über den Einläufen der Neunuhrpost, las Werthers Be­richt und dachte sofort:Das hatte ich nicht geglaubt, daß der arme Werther ein solches Ende nehmen würde. Diese Depesche kann ich dem König gar nicht vortragen." Auch Eulenburg, den er gleich nach seiner Ankunft gegen halb 12 Uhr im Hotel Panorama aufsuchte, war der gleichen Meinung, doch hatte Abeken den Inhalt des Berichts natürlich sofort an Bismarck telegraphiert.

Inzwischen hatte der König in seiner Wohnung da» Brun- nengefpräch in einem Billet an Aboekn zu Papier gebracht und nahm gegen 1t Uhr di« gewohnte Tagesarbeit auf. Schon waren die Vorträge des Hofmarschalls von Perponcher, des Kabinettsekretärs Hofrat Borck und des Chefs des Zivilkabinetts WilmowsN erledigt, als gegen 12 Uhr Eulenburg gemeldet wurde. Wenn sich der Minister des Innern über diese Audienz Aufzeichnungen gemacht hat, so sind sie wohl kaum im Aus­wärtigen Amte zu suchen. Vorläufig können wir nur feststellen, daß der König in Gegenwart Eulenburgs oder unmittelbar nach seinem Empfange den Bericht des Olwrften von Stranz ent- gegengenommen hat. der Sigmaringen am 12. gegen 5 Uhr nachmittags verlassen hatte und in Ems nach dem Fahrplane 15 Minuten nach 12 angekommen war. Der Inhalt der Be­ratung Wilhelms mit Eulenburg ergibt sich aus dem Zwecke

der Sendung des Mi>riftsrs.^ind ans oem Aufträge, den der König gegen 2 Uhr Radziwill erteuk haf."Deneheffl vchSL-lL!, daß Wilhelm ihm auch auf der Kurpromenade die Zusage er­neuert habe, er werde ihn nach Ankunft des Sigmaringer Ku­riers zu sich bescheiden lassen. Da jedoch sein Telegramm und sein Bericht diesen Punkt unerwähnt lassen, darf man die Ge­nauigkeit seiner spateren Erinnerung wohl bezweifeln. Eulen­burg war gekommen, einen nochmaligen Empfang des Bot­schafter» zu verhüten, und jetzt lag «in Fall vor, der auch dem Könige bewiesen hatte, wohin die Bloßstellung seiner Person führen mußte. Wo das sehr starke Gefühl feiner Würde in Frage kam, hätte auch Bismarck leichtes Spiel gehabt. An sich wäre für Wilhelm ein nochmaliger Empfang Benedettis aus- geschlosien gewesen, wenn er nicht wioderholt die persönliche Mitteilung der Sigmaringer Antwort zugesagt hätte. Rur um die Form dieser formellen Mitteilung kann sich daher die Be­ratung gedreht haben, mit dem Ergebnisse, daß Radziwill den Auftrag erhielt, dem Botschafter auszurichten:Seine Majestät hätte vor einer Stunde, durch schriftliche Mitteilung des Für­sten von Hohenzollern ans Sigmaringen, die vollkommene Be­stätigung dessen erhalten, was ihm der Graf des Morgens in betreff der Berzichtleistung des Prinzen Leopold auf die spa­nische Thronkandidatur, als direkt aus Paris erfahren, mit­geteilt hätte. Seine Majestät sähe hiermit diese Angelegenheit als abgemacht an."

Benedetti hatte unmittelbar nach Abfassung seiner Meldung des Brunnengespräches das Mitternachtstelegramm Gramonts erhalten, wußte schon eine Viertelstunde nach Eulenburgs An­kunft, daß Bismarck wegen Refferrmüdung in Berlin geblieben sei, und sah daher beruhigter der Einladung zur Audienz ent­gegen. in der er die nachhinkende Begründung der Garantie­forderung zur Geltung bringen wollte, als Radziwill bei ihm eintrat und durch seine Botschaft ihm zum Bewußtsein brachte, daß seine Emser Mission beendigt sei. Wenn er trotzdem, durch Gramonts neueste Instruktion veranlaßt, den König um eine Audienz bitten ließ, so ist er innerlich sicherlich von der Aus­sichtslosigkeit dieses Schrittes überzeugt gewesen. Auf Radzi- wills Frage »ach dem Grund seines Begehrens gab er zwei Wünsche seiner Regierung an. die er dem Könige nahezulegen beauftragt sei: zum ersten, daß Wilhelm die Berzichtleistung des Erbprinzen approbiere, zum zweiten, daß er die von Bene- dettt schon am Morgen verlangte Versicherung erteile. Die Erfüllung des zweiten Wunsches hätte die Approbation einge- schlosien. Indem Benedetti Approbation und Garantie trennte, rechnete er also darauf, wenigstens jene durchzusetzen und seine Mission mit einem halben Erfolge abzuschließen.

In der Tat zeigt« es sich, daß der König dem Appell an ein schon am 0. Juli gemachtes Zugeständnis nicht unzugäng­lich war. Als Familienoberhaupt war er mit dem Verzichte ebenso einverstanden, wie früher mit der Annahme der Kandi­datur. Warum fällte er jetzt zurücknehmen, was er am 9. und 11. durch die Garantieforderung versichert hatte. Anstatt sich zu sagen, daß sein Zugeständnis vom 9. und 11. durch di« Earantieforderung von heute morgen beiseite geschoben sei und

unter den neuen Umstünden eine ganz andere Bedeutung als

rische Ordonnanz ausfaßle, ein zweites Mal zu Benedetti, um die Approbation zuzusagen, im übrigen aber ohne Berührung des Audienzgesuches auf feine Morgenantwort zu verweisen. . Die Folge war, daß Benedetti noch einmal auf seine Bitte um eine Audienz zurückkam, weil er dem Könige neue Arguinente für die Garantieforderung unterbreiten möchte.

Darüber war es dreiviertel 3 geworden, und Wilhelm be- schloß, bevor et feinen Fliigcladjutanten zum dritten Male zu Benedetti schickte, nachdem er seinen Brief an Augusta inzwi­schen beendigt hatte, Abelen zu hören.

Wir haben uns alle zu sehr daran gewöhnt, Abeken ein wenig durch Büschs Brille zu sehen und de» Humanisten unier den Beamten des Auswärtigen Amtes dadurch gekennzeichnet zu finden, daß er 1850 im Eisenbahnwagen mit dein Minister Ofto von Manteuffel die über Olmütz ausgehende Sonne durch Rezitation eines griechischen Chorliedes begrüßen konnte. Ein Anempsinder war er gewiß und durch die besondere Art seiner Schmiegsamkeit wie keiner geeignet, zwischen einem nicht immer bequeme» Herrn wie Wilhelm und einem stets unbequeme» Ministerpräsidenten wie Bismarck eine Brücke zu jchlage». Aber gerade deswegen hatte doch auch seine Staatsaufsassung unter einem Lehrmeister wie Bismarck das friederizianifche Rückgrat gewonnen, das ihm jetzt in dieser größten Stunde seines Leben» den Halt verleihen sollte.Abgemacht",Schluß" hatte ganz im Sinne Bismarcks die Parole des Königs um 2 Uhr ge­lautet, und trotzdem fuhr er fort, mit Benedetti zu parlamen- Heren. Das mußt« ein Ende nehmen und dazu gab es nur noch einen Ausweg: an Stelle der behaupteten Defensive der entschlossene Angriff. Das Mittel, dem unschlüssigen, friev» liebenden Monarchen den Befehl hierzu zu entreißen, halte Abeken in einer Mappe verschlossen, aber er zögerte jetzt keinen Augenblick, es hrrvorzuholen. So sagte er denn, es sei eine Depesche Werthers eingelaufen, er sei aber sicher, daß Bismarck sie nicht vortrageu werde, da sie dazu nicht geeignet erscheine. Wie er erwartet, befahl ihm darauf der König mit den jovialen Worten:Nun, dann nehmen Sie an, wir seien für einige Zeit Prioatieuie", die Vorlesung des Berichtes. Die frische Wirkung hört man heut» noch aus drm zwei Stunden später geschriebenen Briese Wilhelms a» Augusta heraus.Hat man jo ein« solche Insolenz gesehen? Ich soll also als reuiger Sünder vor der Welt auftreten in einer Sache, die ich gar nicht angeregt, ge­führt und geleistet habe, sondern Prim, und den läßt man ganz aus dem Spiel." Und Ollivier und Gramont sind sogar so weit gegangen^ zu sagen, sie würden Benedetti mit der Sache beauftragen!" Das läßt allerdings leinen anderen Schluß zu. alsdaß sie uns tonte <i»> eoiite heraussordcrn wollen, und daß der Kaiser malgre im von seinen unerfahrenen Faiseurs überflügelt ist." Abeken hatte seinen König da. wo er ihn nach Bismarcks Muster haben wollte, im offenen, ehrlichen Helden­zorne. der bei Wilhelm stets dir welthistorischen Entschlüsse geboren hat."

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