Heimat

Komanbeilage

Nr. 2

I. Jahrgang:

Sin kolonial-Vornan

von

Mfred. Tunfe.

Der }{err in S^fri^a.

tr*

(1 Fortsetzung)

1

Erstes Kapitel.

$tuf Station )iattajua.

ch gehe Tag für Tag auf meinen Acker und plage mich redlich, und der Mtoro hier stiehlt bei Nacht meine Erdnüsse, und schneidet meine Hirse und ver­kauft sie! fuhr Paka fort.

Er lügt, Bana Mkuba, zeterte der andere los, er lügt in seinen schwarzen Hals hinein!

Auch ihn musste Mohammed, der Polizeisoldat, erst zur Ruhe bringen.

Du verkaufst Erdnüsse, ohne sie zu pflanzen? fragte Herr von Binz ruhig,Du bist ein Glückspilz, Mtoro.

Ich habe mehr Erdnüsse und Mtama auf dem Acker, als der Schurke da, verteidigte sich Mtoro.

Das ist wahr, Bana Mkuba, schrie Paka erbost,er stiehlt meine Ernte und lässt die seine stehen.

Hast Du Zeugen, Paka?

Ja, das Weib meines Nachbars Manga, Herr. /

Glaubs nicht, Herr, fiel Mtoro ein,er lügt. Paka schleicht sich abends heimlich zu Mangas Weib, und was er will, sagt Maajuma aus, die verliebte Henne!

Das ist eine Lüge, Herr. Maajuma ist eine alte hässliche Ziege, die ich nicht einmal im Dunkeln sehen möchte!"

Die Zuhörer lachten vergnügt. Aber eine keifende Weiberstimme fiel ein:Sie sind beide Spitzbuben, Bana Mkuba!

Maajuma, das Weib Mangas, drängte sich vor. Sie hatte die ab­fälligen Urteile der beiden Streitenden gehört. Da wurde Mtoro sicht­lich ve'rlegen, und auch Paka verstummte. Maajuma aber fuhr fort:

Mtoro stiehlt Erdnüsse und Hirse, und Paka hat das Gewehr gestohlen!

Was hat er gestohlen?

Das Gewehr aus dem Speicher des Kaufmanns Sef bin Abdallah. Der Stationschef wurde aufmerksam. Es war doch merkwürdig, dass der arabische Händler nichts von seinem Verluste auf der Station gemeldet hatte.

Ist Sef bin Abdallah hier? fragte er.

Der Araber erhob sich würdevoll.

Hier bin ich, Bana.

Ich weiss es nicht genau. Ich habe viele Waren in meinem Speicher. Vielleicht ist es ein alter Vorderlader, der unter dem Ge­rümpel lag.

Du solltest es nicht wissen, wenn Dir ein Gewehr abhanden kommt? Ein guter Kaufmann vermisst jede Nadel, die ihm gestohlen wird, tadelte der Richter. Die Menge war gespannt; der reiche arabische Händler schwieg.

Nun, Maajuma, fuhr der Hauptmann fort,Du weisst, wo das Gewehr ist. Sieht es aus wie ein altes, unbrauchbares Ding?

Nein, es ist neu, wie die Gewehre der Askari.

Die beiden Offiziere wechselten rasch einen Blick. Der Hauptmann winkte dem Polizeimeister:

Lasse zwei Askari von der Wache mit Maajuma gehen, das Gewehr zu holen! Keiner von euch geht von hier fort, bis Maajuma wiederkehrt! sprach er zu den Umstehenden. Der Händler Sef bin Abdallah verneigte sich:Lasse mich heimgehen, Herr, damit ich sehe, ob in meinem Hause das Gewehr fehlt!

Nein, Du bleibst, sagte der Chef,ein Befehl ist gleich für hoch und niedrig. Nun, Mtoro, was sagst Du zu den Anschuldigungen Maajumas?

Sie lügt.

Du hast nicht gestohlen?

Nein, Herr, die Hexe lügt. Det Paka mag gestohlen haben, ich bin ein ehrlicher Mann.

Aber sein Blick war unsicher geworden. Er streifte von Paka zu Sef bin Abdallah, welche vor sich hinsahen.

Und Du, Paka, weisst nichts von dem Gewehr?

Nein, Herr.

Wirklich nicht?

Nein, Herr.

Gut, warten wir! Aber habt ihr gelogen, so setzt es Hiebe. Darauf verlasst euch!

Die Neugierde der Zuhörer wa*r aufs höchste gestiegen. Man murmelte und flüsterte erregt. Auch der Wali und die Beisitzer steckten die Köpfe zusammen. Der Stationschef sah ruhig drein, aber die Ader auf seiner Stirn war geschwollen.

Nach zehn Minuten kam Maajuma mit den Askari zurück. Der eine legte das Gewehr auf den Tisch vor den Richter:Es war unter dem Dache in Pakas Hause im Stroh versteckt, Herr!

Ist Dir das Gewehr entwendet, Sef bin Abdallah? Erkennst Du es?

Der Araber sah es prüfend an:Ich habe es nie besessen.

Doch, schrie Paka,er hat es wohl besessen. Ich habe ihm selbst sechs Gewehre von den Ingresi 1 ) jenseits der Berge gebracht.

Der Araber warf ihm einen bösen Blick zu:Glaube ihm nicht, Bana Mkuba, er lügt. Er sagte es ruhig, aber seine Stimme zitterte.

Paka wurde wütend, als der Händler gesprochen hatte:Jawohl, Herr, er hat von den Ingresi sechs Gewehre bekommen für Elefanten- zäline, die ihm der Sultan Simba von Usani schickte. Ff: if Gewehre hat er ihm heimlich dafür gegeben. Das sechste habe ich genommen!

Was sagst Du nun, Sef bin Abdallah? Das Gewehr hier ist un­gestempelt, also heimlich eingeführt. Von den Engländern hast Du Waffen bekommen?

Der Chef war aufgestanden. Mit erhobener Stimme befahl er: Führt Sef bin Abdallah ins Gefängnis, Askari! Wie eine Bombe schlug der Befehl in die Menge. Wie? Der reiche Sef bin Abdallah, den alle ehrfurchtsvoll grüssten, dessen Karawanen reich beladen zur Küste gingen und wiederkehrten, er wurde wie ein gewöhnlicher Neger ins Gefängnis gesteckt?

Der Araber selbst war bleich geworden, seine Augen funkelten.

Askari zum Abmarsch bereit/

r «f-.

) Engländer.