I. Jahrgang

ii

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Nr. 12

Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.

Am SpislHsch des Glücks.

Afrikanischer f^oman von

Jfein? jfening.

Inhalt der vorhergegangenen Kapitel: Die vorhergegangenen Kapitel schildern uns den Kampf zweier Goldmagnaten von Johannesburg um die Vorherrschaft im Anfang der Entwickelung der dortigen Goldindustrie. Einer der Goldmagnaten, Benoni, lehnt die Bestrebungen Cecil Grants, desunge­krönten Kaisers von Südafrika, die johannesburger Goldindustrie aus poli­tischen Gründen zu einigen, ab und verbündet sich mit einem amerikanischen Millionär, Pryor, ge^en seine Widersacher. Sein Unternehmen droht aber an dem herrschenden Arbeitermangel, der von seinem Gegner verschärft wird, zu scheitern.

(4. Fortsetzung.)

IX. Kapitel.

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icht nur frass es an Benje, dass der Deutsche ihm eine, wie er meinte, geringfügige Gefälligkeit versagt und ihn dadurch in ernsiliche Ungelegenheiten gebracht, auch die Hetzereien James Werners und Sonja Barskas hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Benje ärgerte sich überdies, dass der Ingenieur so intim in der Silbervilla zu verkehren schien und schliesslich reizten ihn auch die Artikel, die Lionel Moriison, von Sonja inspiriert, imStar veröffentlicht hatte und die bitterböse Anspielungen auf die Art und Weise enthielten, wie Benje sich einen Schwiegersohn aus anständiger Familie kapern wolle.

Habe nicht nötig, solchen Schwiegersohn zu kapern! brüllte Benje an dem Abend, als er die Artikel mit nach Hause brachte: Meine Gwen kann jeden Prinzen haben, wenn es ihr Spass macht!"

Auch Langenbrück hatten die gehässigen Klatschartikel sehr erregt deren Ursprung er nicht ahnte, und so war er heute nur auf Benjes dringende Aufforderung zum ersten Male wieder seit längerer Zeit in der Villa Benoni zum Abendbrot erschienen. Er glaubte, dass diese Aufforderung auf Gwen zurückzuführen sei und war ihr deshalb frohen Herzens gefolgt. Der glückstrahlende Willkommgruss des jungen Mädchens bestärkte ihn noch in diesem Glauben, und das Abendbrot verlief den beiden in angeregtester Stimmung, die auch Benje nicht störte.

Als die Herren dann aber allein blieben, zog Benje den Brief der Zentralstelle aus der Tasche und reichte ihn dem Baron, ohne ein Wort hinzuzufügen. Der Ingenieur war auf diesen Bescheid gefasst gewesen, aber als er ihn nun in Händen hielt, empfand er ihn doch als einen unerwartet bitteren Streich des Schicksals. Er kannte Benoni; und er wusste, wieviel für diesen gerade jetzt davon abhing, dass ihm die Forderung nach mehr Arbeitern bewilligt wurde.

Udo von Langenbrück sah sich vor eine grausame Alternative gestellt. Aber er durfte nicht schwankend werden.

Dann müssen wir eben verzichten! leitete er die peinliche Unter­redung ein, indem er den Brief zurückreichte.

Verzichten? Verzichten, das ist wohl nicht Ihre Ansicht, Herr von Langenbrück? brauste Benje auf.

Ich bedaure sagen zu müssen, dass es allerdings meine Ansicht ist, Mr. Benoni! antwortete der Ingenieur steif.

Und Sie sagen das bei klarer Erkenntnis dessen, was für mich und die Meinen von dieser Sache abhängt?

Sie wissen, wie gern ich Ihnen überall zu Diensten bin und stets gewesen bin, wo meine Ueberzeugung und meine Ehrbegriffe es mir erlaubten. Was ich hier tun soll, wäre unanständig, wäre überdies ein Missbrauch meiner Wissenschaft.

Kommen Sie mir jetzt nicht mit Ihrer Wissenschaft! schrie Benje.

Der Ingenieur zwang sich zur Ruhe. .Dieser Wissenschaft ver­danken Sie alles, was Sie jemals am Witwatersrand werden erreichen können.

Ich werde nichts erreichen, wenn Sie mich jetzt im Stiche lassen, jetzt, wo alles auf des Messers Schneide steht. Sie wissen, was Pryor geschrieben hat!

Langenbrück zuckte die Achseln:Wenn Sie doch nur einsehen möchten, Mr. Benoni . . . .

Nichts sehe ich ein, als dass sich Himmel und Hölle verschworen zu haben scheinen, um mir den Erfolg aus den Zähnen zu reissen! unterbrach ihn der andere.

Wir werden einen Ausweg finden, suchte Langenbrück den Erregten zu beschwichtigen.

Wir werden keinen finden, keinen. Oder glauben Sie nicht, dass ich mir das Hirn zermartert habe, ehe ich mich zum zweiten Male an Sie wandte?

Sie mussten wissen, dass das vergeblich war. Der Ingenieur stand auf.Ich kann nicht! Ich kann nicht!

Sie müssen um Gwens willen!

Leichenblass klammerte sich Langenbrück an seinen Stuhl:Sie wollen also eine Pression ausüben?

Ja, ich will! brüllte Benje ausser sich:Entweder ich bekomme das Gutachten, oder Sie sehen meine Tochter nicht wieder!

Ihre Tochter ist doch nicht Ihre Sklavin, mit der Sie Schacher treiben können. Sie ist ein freier Mensch und wird wissen, was sie zu tun hat! protestierte der Deutsche aufs äusserste empört.

Meine Tochter hält zu ihrem Vater, den Sie zu Grunde richten wollen! suchte Benje in larmoyantem Tone einzulenken.

Sie reden irre; ich will Sie doch nicht zu Grunde richten, weil ich Ihnen nicht meine Ehie opfern kann.

Aber Sie ruinieren mich einer Narretei zuliebe. Sie haben mich in die ganze Tiefbaugeschichte hineingehetzt, in der jetzt mein Ver­mögen bis auf den letzten Heller vergraben liegt, und nun Ussen Sie mich stecken.

Sie stellen die Dinge auf den Kopf, Mr. Benoni! Ich bin so frei, Sie an einen Brief zu erinnern, in dem Sie mir mit enthusiastischen Worten für ein Expose über die Tiefbautheorie danken und mir für den Fall des Erfolges sogar ganz bestimmte und bindende Zusagen machen!

Benje stiess eine schrille Lache aus:Sie wollen also wirklich ein Recht auf 15% der Reineinnahme aus meiner gesamten Tiefbauspekulation geltend machen?

Dies Recht haben Sie mir schriftlich zugesichert; ich gedenke mich damit gegen Ihre brutale Alternative zu verteidigen, wenn Sie auf dieser bestehen!

Ich bestehe auf nichts mehr! Ich werde gegen Sie kämpfen, ich werde Sie vernichten, Sie Schleicher, Sie Gauner! Jetzt haben Sie Ihre wahre Natur enthüllt. Sie wollen mich um mein Geld bringen, um das ich so sauer gerungen habe. Da kennen Sie Benje Benoni schlecht!

Ich kenne Benje Benoni seit heute sehr genau, erwiderte der In­genieur mit kaltem Sarkasmus:Er ist ein habgieriger Halunke, der gemeingefährlich werden kann!

Ohne sich noch einmal umzudrehen, verliess Langenbrück das Haus. Es war ihm bitter weh ums Herz, wenn er seiner jungen Liebe gedachte. Aber er war fest entschlossen, gegen diesen Benoni vor­zugehen.

Ehe er sich schlafen legte, schrieb er einen langen langen Brief an Gwen, in dem er ihr alles darlegte und sie bat, nicht an seiner Liebe zu zweifeln, weil er in diesem schweren Konflikt ein ehrenhafter Mann bleiben wollte. Mit aller Rücksicht, die er der Tochter gegenüber auf den Vater nehmen musste, schilderte er die ganze Angelegenheit, die entsetzliche Alternative, vor die er gestellt worden war, und Benjes brutale Pression:Glaube an mich, Du Süsse, Einzige! schloss er seine Zeilen.Glaube daran, dass Du mir über alles gehst und dass ich nicht rasten werde, bis ich mir Dich errungen, bis Du mein Weib geworden bist. Man kann Berge von Schwierigkeiten zwischen uns- auftürmen, aber man wird uns nimmer auseinander reissen können, wenn Du fest bleibst. Wieviel gäbe ich darum, dürfte ich Dir mündlich das Geständnis meiner Liebe machen, das Du längst in meinen Augen gelesen. Nun bringen es Dir diese Blätter zugleich mit dem traurigsten Bericht, den je geschrieben

Dein bis in den Tod treuer

Udo von Langenbrück.

X. Kapitel.

Jyrannin Zcrtuna.

Langenbrück sass in trüben Gedanken auf der Veranda seines kleinen Bungalows und öffnete gerade die Briefe, welche ihm die Europapost gebracht hatte, als Gwens kleiner Dogcart vor seinem Hause hielt.

Mit einem Satz war der Ingenieur auf der Strasse:Du kommst zu mir, mein Lieb, Du kommst zu mir? Ich kann es ja gar nicht fassen, meine tapfere, kleine Gwen!

Hast Du etwa geglaubt, ich würde Dich nach Deinem Brief so ruhig ziehen lassen? antwortete das junge Mädchen mit schelmischem Lachen. Dann befahl sie dem Kaffernjungen, an der Ecke der Marschallstreet auf sie zu warten und betrat, von Langenbrück geleitet, sein Häuschen.

.-./ul

hi