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1. Jahrgang

Romanbeilage zuKolonie und JCcimat"

Nr. 14

Nachdruck verboten. Alle Rechte Vorbehalten.

Am Spieltisch des Glücks.

Afrikanischer J^oman

von

Jfeiny jfening.

Inhalt der vorhergegangenen Kapitel: Die vorhergegangenen Kapitel schildern uns den Kamp! zweier Qoldmagnaten von Johannesburg um die Vorherrschaft im Anfang der Entwickelung der dortigen Goldindustrie. Einer der Goldmagnaien, Benoni, lehnt die Bestrebungen Cecil Grants, desunge­krönten Kaisers von Südafrika, die Johannesburger Goldindustrie aus poli­tischen Gründen zu einigen, ab und verbündet sich mit einem amerikanischen Millionär, Pryor, gegen seine Widersacher. Er entzweit sich aber mit seinem leitenden Ingenieur, dem heimlichen Verlobten seiner Tochter. Die letzte Nummer führt uns zum Präsidenten der Südafrikanischen Republik, Paul Krüger.

(6. Fortsetzung)

XI. Kapitel.

Sine trübe Schiebung.

'er alte Herr ist sehr unberechenbar geworden in letzter Zeit. Erinnern Sie sich nur an die Auseinandersetzung mit Joubert im Volksraad, wo sein Jähzorn mit ihm durch­ging, dass ich vor Schreck beinahe auf den Rücken ge­fallen wäre.

Joubert ist ein unsicherer Kantonist. Ihn gelüstets nach der Präsidentschaft, und sein Ehrgeiz scheut nicht davor zurück, die Re­gierung zu kompromittieren!

Weiss ich, mein Verehrtester! Weiss ich! Aber er hat nun mal seinen Anhang, und wir brauchen

Gericht, je nachdem, wer seine juristischen Kenntnisse am besten be­zahlte. Er kannte alle Richter persönlich und wusste von jedem die Stelle, wo er sterblich war. An der Korrumpierung der Justiz in der Südafrikanischen Republik hatte sich schwerlich einer so mitverant­wortlich gemacht wie Erik van Duysen, der so geschwätzig und so diskret, so liebenswürdig und so grob, so schwach und so energisch sein konnte undseine Goldmine ohne allen Apparat abbaute: die Dummheit und die Schlechtigkeit seiner Mitbürger!

Nun wieder mal im lustigen Pretoria? begrüsste er Alberts, der ihn bereits an der verlockend besetzten Tafel erwartete.

Ach ja, und um sechs Uhr schon beim Präsidenten gewesen! jammerte der.

Ja, man muss früh aufstehen, wenn man die Herren Burenver­hören will! lachte der Advokat:Ich weiss überhaupt nicht, wann die Gesellschaft schläft. Ohm Paul geht ja wohl zeitig in dieKlappe. Aber die andern jeuen, saufen und poussieren doch die halbe Nacht durch. Gestern war wieder grosser Ball bei derInfantin. Wahrhaft fürstlich! Heute hat sie Migräne, die Strasse ist mit Stroh belegt und

die halbe Transvaalarmee wacht

unsereUnstimmigkeiten doch nicht aller Welt auf die Nase zu binden!

Würde Joubert die Armee gegen Johannesburg führen?

Bedingungslos! erklärte der Staatssekretär energisch.

Sie sind gerüstet?

Bis an die Zähne! Glauben Sie denn, dass der Hexenkessel schon so rasch überkochen wird?

Ich stehe für nichts!

Aber die Leute wären ja Narren! Jetzt gerade, wo die Industrie solche glänzenden Fortschritte macht.

Alberts zuckte die Achseln:

Ueber die glänzenden Fort­schritte der Industrie müssen Sie sich mit Mr. Benoni unter­halten, Exzellenz. Ich spüre nichts davon!

Ein seltsamer Kauz, dieser Benoni! Wegen jeder Lappalie prozessiert er mit uns.

Er gönnt keinem die Butter auf dem Brot!

Warum lässt man ihn so mächtig werden? Die Regierung hat kein Interesse daran, dass am Witwatersrand Leute das Heft in Händen haben, welche ihr so wenig Entgegenkommen bezeigen.

Gegen das Gold ist nichts zu machen, Exzellenz! bemerkte Alberts nicht ohne Ironie. Die Klage des Staatssekretärs über das geringe Entgegenkommen reizte ihn zum Lachen.

Mit Gönnermiene klopfte Leyds dem Minenmagnaten auf die : SchuIter:Sie wissen, dass Sie auf uns rechnen können, Alberts! Wenn Benje Benoni zu üppig wird, werden wir schon dafür sorgen, dass seine Bäume nicht in den Himmel wachsen. Und was die Johannes­burger Reise des Präsidenten betrifft, so werden wir am besten Bomhard einmal hierher zitieren. Aber nun entschuldigen Sie: ich muss zu Ohm Paul!

Zum Frühstück hatte Alberts sich seinen Freund van Duysen nach dem Transvaalhotel eingeladen, das damals noch dem Italiener gehörte und wegen seiner trefflichen Küche mit Recht in ganz Südafrika berühmt war.

Van Duysen, ein geborner Holländer, galt für den gerissensten Rechtsanwalt der Republik und war Spezialist in allen Minen- und Konzessionsfragen. Ein kalter Zyniker, der Skrupeln kaum dem Namen nach kannte, aber ein höchst amüsanter Gesellschafter! Seit anderthalb Jahrzehnten in Transvaal ansässig, wusste er mit Land und Leuten Bescheid wie kaum einer. Mit Politik befasste er sich nicht. Innerlich verachtete er die Engländer wie die Buren. Aber mit Geschick vertrat er bald die Interessen der Regierung, bald die der Minenmagnaten vor

Phot. Gurt Craemer-Sonneberg.

Eine Geschäftsstrasse In Johannesburg.

über die schwachen Nerven der Lieblingsenkelin des Präsi­denten. Das nennt man bei uns Demokratie!

Immer noch der gefähr­liche Spötter?

Womit soll sich ein solider Ehemann sonst hier die Zeit vertreiben? meinte van Duysen mit einer kläglichen Grimasse: Da habt Ihrs doch besser in Johannesburg. Anregungen aller Art. Ueberall Leben, überall Bewegung!

Danke schön für die An­regung und die Bewegung, erwiderte der Minenmagnat trocken:Die Bewegung könnt Ihr Euch hier auch verschaffen, wenn Ihr Euch mit brennender Zigarre auf ein Pulverfass setzt! So schlimm? Solls denn wirklich losgehen? forschte der Rechtsanwalt.

Wenns nach dem Obersten Grant ginge, hätten sie schon den Randklub in ein Fort umgebaut. Zwischen den Ketten wird nächstens Instruktion im Barrikadenbau erteilt, und in der Nationalliga benehmen sie sich wie die Tollhäusler. Im Kaffernzirkus reden die krümmsten Kerle vom Säbelschleifen, und aus jeder Tiefbaumine hat der James Werner eine Verschwörerhöhle gemacht!

Nette Perspektiven das! brummte van Duysen beunruhigt.Und was sagt Ohm Paul zu alledem?

Ich habe ihm zugeredet, selbst einmal nach Johannesburg zu fahren bei Gelegenheit der Synagogeneinweihung.

Der Advokat musste plötzlich so lachen, dass ihm ein Stückchen Hummer in die falsche Kehle rutschte.Du, da fahr ich mit! prustete er:Paul Krüger bei einer Synagogeneinweihung, das kann gut werden! Meinst Du, dass er eine Taktlosigkeit begehen könnte? fragte Alberts besorgt.

Eine? Na, Du wirst ja sehen!

Leyds muss natürlich mit, er wird die Sache schon arrangieren! Er kann den Alten auch nicht an die Kette legen. Der redet im letzten Augenblick doch, was er will.

Teufel auch! Wenn er fährt, weiss er doch, was von dem Ge­lingen der Sache abhängt!

Reg Dich nicht auf! begütigte van Duysen:Vielleicht hast Du ganz recht, und er macht auf Deine Johannesburger einen guten Eindruck! Wie stehts mit Langenbrücks Feststellungsklage gegen Benje? fragte Alberts, von dem ihm peinlichen Thema ablenkend.

Gewinnt er natürlich! Wird übrigens ein fetter Prozess werden nach den letzten Ausweisen derGwendolyn Deep, wenn der Benje das

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