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Nr 20
ROMANBEILAGE ZU „KOLONIE UND HEIMAT*
Allerlei.
Der Eierdieb.
Es war im Jahr 1890, als ich in Sansibar mit mehreren Kameraden ein von dem damaligen Kaiserlichen Reichskommissariat ermietetes Indierhaus bewohnte. Wir hatten uns daselbst auch eine Küche eingerichtet, an deren Spitze ein schwarzer Koch stand. Letzterer besorgte kleinere Einkäufe selbständig und rechneten wir alsdann am Schlüsse eines jeden Monats mit ihm ab. Längere Zeit war es uns schon aufgefallen, dass öfter Eier verschwanden. Wo kommen nur jeden Tag die Eier hin? fragten wir uns immer, da die Neger dieselben doch verschmähen. Der Dieb kann demnach nur ein Hindu oder Indier aus der Nachbarschaft sein. Unsere Angestellten Ermittelungen waren bis jetzt aber erfolglos geblieben.
Doch bald sollte mich der Zufall eines Besseren belehren und das mysteriöse Rätsel lösen. Als ich eines Tages nach Hause komme und den Hof betrete, rufe ich meinen Boy Nudahoma Ins Gesicht war der Kerl ehrlicn und gelobte jeden Tag, für mich durchs Feuer zu gehen. Nur hatte er bei all diesen „Vorzügen“ eine sehr unangenehme Eigenschaft, die darin bestand, dass er „mein“ und „dein“ nicht recht zu unterscheiden vermochte.
Nudahoma, wo sind die Eier? fragte ich. Apana sijui, bwana mkuba! (Ich weiss nicht, grosser Herr!) war die kurze, aber ängstliche Antwort. Wo ist der Koch? „In der Küche“,
erwiderte er. Dieser hatte aber nicht bemerkt, dass ich inzwischen den Hof betreten halte. In diesem Augenblick erscheint der Koch auf der Bildfläche mit seinem schönen Fez auf dem glattrasierten Schädel, was sonst gar nicht der Fall war. Wohin? fragte ich ihn. „Kartoffeln kaufen!“ Dabei färbt sich aber sein Angesicht und seine nach links und rechts kullernden Augen zeigen heute wieder ein höchst bedenkliches spitzbübisches Blinzeln.
Da jedoch die Kopfbedeckung eine recht zweifelhafte Dimension nach oben hatte, auch bei jeder Bewegung höchst bedenklich wackelte, sage ich mir, da haben wir den Bock zum Gärtner bestellt. Um mich nun von der Richtigkeit meiner Vermutung sofort persönlich zu überzeugen, trete ich näher an ihn heran und berühre „in etwas unsanfterWeise“ die ominöse Kopfbedeckung von oben her und hatte sofort die Quittung in Gestalt einer über das ängstliche Negerantlitz herabtriefenden Eidoltersauce klar und deutlich in gelber Färbung vor Augen. Nun war das Rätsel im vollsten Sinne des Wortes mit einem Schlag gelöst. A. K.
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Der Schutztruppen-Veterinär und sein schwarzer Gehilfe.
Ein Veterinär der Schutztruppe in Südwest gab seinem schwarzen, sonst recht anstelligen Boy, der ihm in der Pferdepflege schon oft
gut zur Hand gegangen war, ein Pulver und eine Röhre zur Behandlung eines kranken Pferdes mit folgender Anweisung: „Schütte dies Pulver, in die Röhre, stecke die Röhre in das Maul des Pferdes und blase ihm das Pulver ins Maul.“ — Der schwarze Boy zieht ab, kehrt aber nach einigen Minuten zurück mit wildverzerrtem Antlitz. „Was ist los“, fragt der Veterinär. „Ach, Herr“, antwortet stöhnend der Boy, — „das Pferd hat zuerst geblasen!“
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Guter Appetit!
Kannibalismus ist bei den Reptilien gang und* gäbe. Das zeigt folgender von einem Forscher aus einem grossen zoologischen Institut mitgeteilter Fall: Der Magen einer grossen afrikanischen Brillenschlange (Naja melanoleuca), 42 Zentimeter lang, enthielt eine andere, 36 Zentf meter lange Schlange, die ziemlich häufige Leptodira botamboeia. Auch diese hatte ihre Mahlzeit noch nicht verdaut, denn in ihrem Magen fand sich ein Frosch; die Mahlzeit dieses Frosches, aus einer Menge schwarzbrauner Ameisen bestehend, konnte nicht weiter untersucht werden. Der Frosch, der in der inneren Schlange war, war dreimal so gross, wie der Kopf der ersten Schlange, die die zweite gefressen hatte. — Guten Appetit haben aber anscheinend alle drei gehabt 1
Vom kolonialen Stammfisch.
in Kamerun.
Ein Neger, den Zylinder auf dem Kopf und mit nagelneuen Schwimmhosen bekleidet, geht mit seiner Frau am Strand spazieren. Plötzlich wird dem schwarzen Ehemann der Zylinder durch einen Windstoss ins Wasser geworfen.
„Aber Mann, spring’ ihm doch nach“, sagt seine schwarze Ehehälfte.
„Lass mich doch erst ausziehen! Ich kann doch nicht mit meinem neuen Anzug ins Wasser gehn“, sagt der Neger.
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„Wertheis Leiden“ in Afrika (etwas sehr frei nach Goethe).
(Nachdruck verboten.)
Wenn auf der Uganda-Bahn Löwen einem Wärter nah’n,
Die ihn hätten gern zum Schmaus,
Flieht der Wärter in sein Haus, Depeschiert schnell zur Station.
Antwort tönt: „Wir kommen schon“, Löwenjäger ist schon da,
Schiesst die Löwen tot. Hurra!
Goethe lebt in Afiika.
Denn das fühlt doch jedes Kind,
Dass dies „Wärters Leiden“ sind.
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Missverständnis.
Richter (zu einem Neger): „Hast Du bei dem Einbruch einen Genossen gehabt?“
Angeklagter: „Nein! Ich war ganz nüchtern.“
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Zu süss.
(Ein Gespräch unter Kannibalen.)
(Nachdruck verboten.)
„Ich fing ein Mädchen weiss und fein, Kannst Du, mein Mundkoch, raten,
Dass wir sie sauer kochen ein,
Zu gut schmeckt Sauerbraten!“
„Nichts Saures brächten wir heraus,
Ich schwör’ bei meinem Schädel: Unmöglich, Herr, ist saurer Schmaus,
’s ist ein zu süsses Mädel.“
A. H.
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Ansichtskarte des Farmers Meier aus Afrika.
(Nachdruck verboten.)
Ich kam nach Afrika im Monat Mai, Betrachte diesen schön gelegenen Weiher; Hier gründete ich eine Meierei.
Gruss über Land und Meer Dein
Gottlieb Meier.
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Immer klassisch.
Afrikareisender: „Endlich ist es mir gelungen, bei Hof einen Vortrag über Deutschlands Kolonien halten zu können!“
Dame: „Glaube wohl, Herr Doktor, dass das nicht leicht war, sagt doch schon Goethe im Erlkönig: Erreicht den Hof mitMühe und Not!“
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Ballgespräch.
Dame: „Was fiel Ihnen denn ein, als Sie zum erstenmal auf der Jagd in Afrika einem Rhinoceros gegenüberstanden?“
Herr (Don Juan): „Ich dachte: Gott sei Dank, dass Mädchenheizen nicht auch so gepanzert sind wie solch ein Rhinoceros!“
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Rätsel-Scke.
Auflösung aus Nr. 19:,»
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Ein wichtiges Produkt der Kolonien
Eine deutsche Insel der Südsee.
Eine deutsche Inselgruppe in der Südsee.
Kap Deutsch-Südwestafrikas.
Ein Erforscher der Ndquellen.
Bezeichi.ung eines Vichfutter- platzes.
Kiistenstadt von Togo.
Zeremonie, die noch an den meisten Eingeborenen unserer Kolonien volizogenwerden muss.
Hafenstadt Deutsch-Ostafrikas.
Ein nach Ostafrika gewandertes Volk.
Ein für Deutsch-Südwestafrika wichtiges Säuge.ier.
Afrikanisches Raubtier.
Ein Ausfuhrartikel Deutsch- Chinas.
Eine deutsche Inselgruppe der Südsee.
Tropische Schlingpflanze.
Deutsche Inselgruppe der Südsee.
Vom kolonialen rfüchertisch.
Deutschland unter den Weltvölkern. Materialien zur auswärtigen Politik. Von Dr. Paul Rohrbach, 2. Auflage. Berlin 1908. Buchverlag der „Hilfe“. Preis Mk. 5.—, geb. Mk. 4.—.
Die Absicht des Verfassers ist, darzulegen, welches die zur Beurteilung der auswärtigen Interessen und Gefahren der deutschen Politik notwendig wissenswerten weltpolitischen Tatsachen sind. Was muss der Deutsche von den Faktoren der auswärtigen Politik wissen, um die Lage seines Valerlandes nach dieser Richtung hin würdigen zu können? Welche Rückwirkung haben die Zustände in England, Russland, Frankreich, den Vereinigten Staaten, Japan usw. auf die Stellungnahme dieser Mächte untereinander und gegenüber ■ Deutschland? Aber auch welche, inneren Umwandlungen haben Deutschland aus seiner früheren dominierenden Position im Zeitalter Bismarcks in den gegenwärtigen Zustand einer schleichenden auswärtigen Krisis versetzt? Diesen und ähnlichen Fragen gilt die Untersuchung. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung der englischen „Einkreisungspolitik* gegenüber Deutschland. Der Verfasser ist bemüht gewesen,
das erforderliche Zahlen- und statistische Material in knappster, aber ausreichender Form unmittelbar in seine Darstellung mit hinein zu verweben und dem Leser diese eigentlichen Unterlagen aller politischen Probleme zur Anschauung zu hingen. Von den aktuellen Einzelfragen werden besonders das Bagdadbahnproblem, die marokkanische Politik Frankreichs und die russische Finanzlage auslührlich behandelt.
Briefkasten.
Kolonialbeamten-Laufbahn. M., Potsdam. Sie müssen sich mit einem schriftlichen Gesuch an das Reichs- Kolonialamt, Berlin W. 8, Wiihelmsir. 62, wenden, unter Darlegung Ihrer persönlichen und amtlichen Verhältnisse und unter Angabe, ob Sie sich für alle oder für ein bestimmtes Schutzgebiet zur Verfügung stellen. Nach Prüfung Ihrer Verhältnisse werden Ihnen die Bedingungen mitgeteilt, welche für die von Ihnen erstrebte Stellung zu erlüllen sind. Sie werden zur ärztlichen Untersuchung auf Tauglichkeit zum Tropendienst aufgefordert. Das übrige ergibt sich dann von selbst. Es kommt für Sie die mittlere Beamtenlauibahn in Betracht (Bureau-, Kassen-
und Rechnungs-Beamte). Genauen Aufschluss über alle einschlägigen Fragen gibt Ihnen das Buch „Laufbahn der deutschen Kolonialbeamten“ von Johannes Tesch, Verlag von Otto Salle, Berlin.
Europamüder. 13. D. i M. Wir würden Ihnen raten, sich einmal an die Redaktion einer . grossen Münchner Zeitung zu werden (Neueste Nachrichten z. B.), die jedenfalls auf die ostafrikanischen und südwestafrikanischen Zeitungen abonniert ist. Dort kann man Ihnen auch sagen, wo diese Zeitungen in München aufliegen. Vielleicht bei der Handels- und Gewerbekammer? Wenn Sie auswandern wollen, so fragen Sie am besten das Bureau für Auswanderungswesen, Berlin W. 9, Schellingstrasse 4, um Rat, man ist dort jedenfalls über die augenblickliche Nachfrage nach Handwerkern in den Kolonien unterrichtet. Empfehlenswert wäre auch, dass Sie sich für 1 Mark den Amtlichen Ratgeber tür Auswanderer nach Deutsch-Südwest anschaffen. (Verlag von D. Reimer, Berlin; zu haben in jeder Buchhandlung.)
Für das Kriegerdenkmal ln Windhuk gingen von Edwin Tietzsch, Berlin, 2,00 Mark ein. Das Geld ist an die Deutsche Kolonial-Gesellschaft abgeiührt worden.