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Ludwig Rurbacher:

Die sieben Schwaben

Mit Zeichnungen von Ferdinand Fellner

Ludwig Aurbacher, geb. zu Türkheim in Bayern am 26. August 1784; gestorben am 26. Mai 1847 in München.

Der klassische Bearbeiter und humorvolle Er­neuerer des altdeutschen Schwankes von den sieben Schwaben, Ludwig Aurbacher, ent­stammt einer schwäbischen Handwerkerfami­lie und wurde als eines Nagelschmieds Sohn 1784 xu Türkheim geboren. Die dürftigen Verhältnisse der wackeren Eltern ließen einer Berufswahl für den aufgeweckten Knaben keinen allxu großen Spielraum. Er wurde dem geistlichen Stande vorbestimmt und erhielt bei einem Landschulmeister und im Türk- heimer Kapuzinerkloster die ersten Unter­weisungen. 1793 finden wir Ludwig Aur­bacher als Singknaben in freundlicher Obhut des Klosters Diessen am Ammersee. Drei Jahre später gelangte er in das Benediktiner- Seminar der Landeshauptstadt. Aber diesem ersten Aufenthalt in München war nicht Glück noch Dauer beschieden. Durch die Flucht in die Heimat suchte der aus der Land­einsamkeit in die Stadt Verschlagene wieder den Ausgleich mit seiner Umgebung herzu­stellen. Er fühlte eich nicht wohl als armer Landjunge unter den blasierteren Stadtkindern, and er konnte nicht ahnen, daß er es gerade in München einmal zu Stand und Ansehen bringen werde.

Dieser Aufstieg begann im Jahre 1809, wo Aurbacher ein immerhin gesichertes Unter­kommen als Professor am Kadettenkorps fand. Dazwischen lagen noch mancherlei AiVirrungen und ^^andlungefik^ocr junge Ludwig beendete die Gymnasialstudien im Kloster Ottobeuren

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i>; d zur Erzählung auf Seite 4 :Wie du rieben Schwaben einem Mägdlein begegnen, und wie der Witzschwab von ihr auf die Kirchweih geladen wird,

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und trat dann als Novize ein. Die Säkularisation befreite auch ihn, der nie mit ganzem Herzen dem geistlichen Stande zugetan war, von sol­chem Joche. Der gebildete Herr v. Weckbecker, in dessen literarisch interessiertem Hause Aur­bacher von 18041808 als Erzieher wirkte, ermöglichte dem Bildungshungrigen den An­schluß an weltlichere Dinge. Aurbacher war ein origineller Mensch, dessen nicht allge­mein zugängliche Herzlichkeit und Gemüts­wärme den malenden und dichtenden Roman* tikern im ludowicianiscben München auf die Dauer nicht verborgen bleiben konnte. Er ge­hörte dem engeren Kreise derer um Schwind und Schmeller an und das Leben des in seine Schnurrigkeiten versponnenen Einsiedlers ge­staltete sich zu einer vormärzlichen Münchner Idylle. 1834 legte Aurbacher sein Lehramt nieder und lebte dann noch dreizehn Jahre in einem gesegneten, von manchem Glase Bock durchwürzten Ruhestand. Ferdinand Fell­ner, Aurbachers Zeit- und künstlerischer Zeit­genosse, der die schönen, sarkastischen Bilder zu den sieben Schwaben gezeichnet hat, ist ebenfalls auf Umwegen in die Kunst gelangt. Am 12. Mai 1799 zu Frankfurt a. M. geboren, hat er 1825 der bis dahin betriebenen Juristerei Valet gesagt. Der Frankfurter Anwalt und heimliche Maler übersiedelte nach München, um unter der Führung des Meisters Cornelius sich zu vollenden. Sechs Jahre später zog er ins Schwäbische, ein ruheloser ^Wanderer durch Kunst und Lehen. Als er am 14. Sep­tember 1859 in Wangen hei Cannstatt starb, war die deutsche ^Velt um ein humorigee Original ärmer geworden. R, E,