Nachlass Friedrich Stoltze

Friedrich Stoltze (1816 − 1891) war eine so facettenreiche Persönlichkeit, wie sie heute kaum noch denkbar ist: Der rührige Verleger, begnadete Mundartschriftsteller und bissige Satiriker war auch politisch aktiv und somit ein herausragender Exponent der bürgerlichen Frankfurter Stadtgesellschaft in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts.
Als liberaler Geist scheute er sich nicht davor, auch öffentlich Kritik an der Obrigkeit zu üben, wenn er es für angebracht hielt. So ist es nicht verwunderlich, dass er 1848 kurzzeitig verhaftet wurde, in Frankfurts Nachbarstaaten Hessen und Kurhessen u.a. wegen Veröffentlichung der "Krebbel-Zeitungen" (ab 1852) steckbrieflich gesucht wurde und seine satirische Zeitschrift "Frankfurter Latern" wegen antipreußischer Texte im Jahre 1866 sofort nach der Annexion Frankfurts durch Preußen verboten wurde.
Friedrich Stoltze floh kurzzeitig aus Frankfurt, umging aber bald die Zensur durch Herausgabe anderer Zeitschriften (Der Wahre Jacob, Die Deutsche Latern). Ab 1872 konnte die "Frankfurter Latern" wieder normal erscheinen – bis zu Stoltzes Tod im Jahre 1891. Neben den erwähnten satirischen Veröffentlichungen, seinen zahlreichen Gedichten und anderen Texten sowohl in Frankfurter Mundart als auch in hochdeutscher Sprache ist ferner seine Mitarbeit an vielen Gelegenheitsschriften bemerkenswert.

Der handschriftliche Nachlass Friedrich Stoltzes gelangte 1936 durch eine Schenkung der Familie Stoltze in den Bestand der Frankfurter Stadtbibliothek. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde er durch antiquarische Käufe weiter ergänzt. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde der Nachlass, der sich in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek befindet, von Dr. Alfred Estermann vollständig neu bearbeitet und durch einen Katalog erschlossen.

Neben den Manuskripten ist aus dem Nachlass besonders der Bestand von über 650 Briefen zu erwähnen. Unter den Briefpartnern verdienen u.a. der Frankfurter Bankier, Verleger und Politiker Leopold Sonnemann, der Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung und Stadtverordnete Gustav Kanngießer, der Schriftsteller, Journalist und Literaturhistoriker Johannes Proelß und der Schauspieler und Theaterintendant Emil Claar besondere Hervorhebung.

Kontakt |